Anrufbeantworter aus Verzweiflung


Der Text:
Anrufbeantworter aus Verzweiflung

Morgen. Wenn ich Kaiser von Deutschland wäre, dann würde ich verbieten, anzurufen und nichts auf dem Anrufbeantworter zu lassen. Ich glaube, ihr kennt das Problem auch. Mein Telefon ist so eingestellt, es klingelt vier mal und wenn dann niemand ran geht, um die Leute nicht lange warten zu lassen, geht der Anrufbeantworter an und dann kann man eine Nachricht hinterlassen.

Meist ist es aber so: Ich liege im Bett, ich bin auf Toilette oder ich bin unter der Dusche und das Telefon fängt an zu klingeln und dann schaff ich es natürlich gerade mal so nicht nach vier Klingeln an den Apparat zu gehen, aber bin zu Hause. Der Anrufbeantworter geht an und die Person am anderen Ende legt auf, weil sie nicht auf Anrufbeantworter sprechen will.

Ich würde das untersagen. Es ist auch so, ich denke dann, vielleicht geht mir ein Auftrag durch die Lappen, oder ein neuer Job oder was weiß ich, ich werde gebraucht irgendwo, oder jemand will irgendwas von mir oder meine Leben ändert sich zum Besseren, wenn ich diese Person am Telefon hätte, aber – leider verpasst. Und deswegen denke ich, also ich habe ja dieses Uralt-Telefon, das ist ja noch von als es diese privaten Dinger noch gar nicht gab, als man die Telefon nur von der Telekom bekommen hat und da wird auch nicht gezeigt, wer angerufen hat, also es kann ja die Nummer angezeigt werden. Deswegen kann ich auch keinen erbitterten bösen Anruf zurück machen, allerdings, wenn ich so ein TELEFON hätte, dass die Nummer erkennen könnte – es gibt ja auch diese Rufnummernunterdrückung und wichtige Leute tun natürlich die Rufnummern unterdrücken, deswegen denke ich mir, müssen wir mal jetzt einen neuen Anrufbeantworterspruch auf mein Telefon drauf sprechen, damit das nicht passiert. Okay? Machen wir mal…

„Bitte, bitte, nicht auflegen, nein, nein! Ich könnte ja zu Hause sein, bitte, bitte! Auf den Anrufbeantworter sprechen, sonst entgeht mir dieser wichtige Anruf für alle Zeiten.“

Ich glaube, das war nicht gut.

„Meine Damen und Herrren, nicht auflegen. Ich bin zu Hause.“

„Ach so, ja, hier ist Manuel Wolff“

Jetzt machen wir nochmal.

„… deswegen bitte ich um Rücksicht und auf jeden Fall eine Nachricht auf den Anrufbeantworter zu hinterlassen, denn es könnte ja wichtig sein. Oder wenn es nicht wichtig ist und ich das Klingeln mitkriege, dann denke ich vielleicht es wäre wichtig und werde mich den ganzen Tag schlecht fühlen, dass ich den Anruf nicht mitbekommen habe. Natürlich könnte es auch sein, dass ich wirklich nicht zu Hause bin, aber auch dann schadet es nicht eine Nachricht zu hinterlassen, damit ich dann zurückrufen kann…“

„Manuel Wolff, ich bin gerade unter der Dusche, liege noch im Bett oder bin tatsächlich nicht zu Hause. Deswegen bitte ich eine Nachricht zu hinterlassen und wer keine Nachricht hinterlässt ist doof. Ansonsten bin ich unter meiner Mobiltelefonnummer 0…“

… manchmal dauert es nur ein wenig.

6 Kommentare

  1. FelixN

    Eine Stimmfarbe wie Volker Strübing!

  2. Toby

    Hehe, Anrufbeantworter-Sprüche sind schon eine Kunstform für sich. Aber trotzdem spreche ich nicht gerne mit einem Tonband…

  3. ui.

    Dann ruf mich halt nicht an, ganz einfach. Mir doch egal, was Du gerne machst. Regel: Wenn Du mich anrufst, sprichste aufs Band, oder bist doof.

  4. ui.

    @felixN: Keine Ahnung, wer das ist. Ich klinge wie ich.

    Hab es jetzt gegoogelt, Deine Behauptung ist quatsch. Igitt, Poetry Slam…

  5. frauenzimmer

    Ich hatte mal ein ähnliches Problem. Der AB zählte zwar zahlreiche Anrufe, allerdings hatte ich keine Wortmeldungen aufgezeichnet. Diese Neugier! Schrecklich! Kurzerhand sang ich auf meinen Anrufbeantworter :“ Kein Schwein ruft mich an, keine Sau interessiert sich füüüüür miiiiich“ ;o) Prompt hatte ich jede Menge Aufzeichnungen, auch wenn es (zumeist) nur ein Prusten und/oder Gekicher war..

  6. ui.

    *g*, da kann man dann oft erkennen, wer es war.

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