Gedenkgottesdienst für Eva Hermans Sodom und Gomorrha – live auf allen Kanälen

„Unsere Toten sind nicht tot“ – der Geistliche der gerade auf der Trauerfeier redete, sprach einen unglaublichen Mist daher, ein Geschwafel über Gott und was er mit den Verantwortlichen machen würde und wie er das geschehen ließ und alle möglichen Ausflüchte für eine Tragödie, wo man sich – bei klarem Gedanken – wieder einmal fragt: „Wo ist er denn, wenn man ihn braucht?

Wenn man ihm zuhören würde, würde man merken, was für eine eingebildete, selbstverständliche Beleidigung seine Rede gegenüber allen Opfern, Andersgläubigen und den Leuten, die da gerade in der Kirche sitzen und gute Mine zm bösen Spiel machen, ist.

Ich finde es auch ziemlich schlimm, dass die Kirche solche Tragödien zur bundesweiten Eigenwerbung auf allen Kanälen macht. Auf der ARD heißt es einfach „Trauerfeier in Duisburg“, bei ZDF ist es direkt unglücklich benannt das „ZDF spezial – Tod auf der Loveparade die Trauerfeier“.

Also wenn ich mal fatalerweise auf einer Massenveranstaltung oder bei irgendetws, was Schlagzeilen macht, sterben werde, untersage ich hiermit ausdrücklich, dass mein Tod für einen Gottesdienst mißbraucht wird.

WDR, n24 und n-tv berichten übrigens auch gerade live, n24 schön mit Nachrichtemticker der konsequent nervig durchs Bild läuft… „die Veranstalter rechnen mit 10.000 bis 100.000 Menschen“ – mit wie vielen Menschen rechneten die Veranstalter bei der Loveparade? Wenn Veranstalter rechenen, geht das ja oft schief. Was ich auch nicht verstehe – wieso läuft das sowohl auf ARD, als auch im ZDF? Wozu haben die sich für teuer Rundfunkgebühren die Übertragungsrechte der Leichtathletik-Europameisterschaft gesichert und zeigen nun lieber einen kostenlosen Gottesdienst?

Nachtrag: Die anschließende Rede von der neuen Ministerpräsidentin Hannelore Kraft war hingegen sehr bewegend und nötig. Aber dann: Wir schalten jetzt live ins Fußballstadion um zu berichten, wie Trauernde sich die Trauerfeier angeschaut haben. Überflüssiges Fernsehen. Und dann im ZDF: Nach der Trauerfeier läuft „die Küchenschlacht!“ Unterhaltungs-Koch-Show. Man sollte Titel und Programm vielleicht mal überdenken.

3 Kommentare

  1. WhiteHaven

    Nun ja, richtig erkannt, Eigenwerbung für die christlichen Kirchen und Eigenwerbung für die anwesenden Berufspolitiker. Und das Trauerfeiern eben nicht so populär sind wie Party machen, Popkonzerte und Sportveranstaltungen und deshalb die Besucherzahlen jetzt weit hinter den Erwartungen geblieben sind, müsste der gesunde Menschenverstand auch langsam kapiert haben!
    Aber davon abgesehen, das diese Trauerfeier im Fernsehen übertragen wird, find ich schon wichtig und richtig. Bundesweit ist der Anteil des „öffentlichen“ Interesses schon groß.
    Übrigens… die Besucherränge bei den Leichtathletikmeisterschaften sind ja auch ziemlich leer… und trotzdem werden sie übertragen, was ich gut finde.

  2. ui.

    Ich finde auch in Ordnung, wenn die Trauerfeier (ist mir lieber als „Gotesdienst“) im Fernsehen gezeigt wird. Aber wenn es auf ARD schon läuft, warum muss es dann noch im ZDF und auf WDR laufen?

  3. jhannescool

    Trauer ist OK. Aber wer denk z.B. an die ca. 70 Toten im Autoverkehr in der letzen Woche? Genauso sinnlos, genauso nach Verantwortlichen schreiend? Oder an die getöten Zivilisten in Afgahnistan, oder die verhungerten Kinder in ……. and so on and on.
    Sind wir vielleicht ein bisschen sensationsgeil?

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