Liebe Bahn, ihr seid krank!


Nee, ehrlich, liebe Bahn, ihr habt einen Schaden. Es muss so sein, ich fahre schon fast mein ganzes Leben lang mit Euch und verstehe Euch immer noch nicht. Also bin ich zum Schluss gekommen, dass entweder ich oder ihr geisteskrank seid. Und dann doch lieber ihr. Ich habe ja schon mehr Geschichten über meine Erlebnisse mit der Bahn geschrieben, als ich Finger und Zehen habe, aber was mir kürzlich passiert ist, ist wieder mal ein Paradebeispiel für verkorksten Service.

An einem Samstag vor ein paar Wochen, musste ich für einen Workshop nach Belgien, genauer gesagt fuhr ich nach Lüttich, die Stadt mit dem geilsten Bahnhof der Welt, Liege-Guillemins. Vorab kaufte ich mir im Internet ein Ticket, morgens früh hin, Abends zurück (ist ja nur eine Stunde).

Nun ergab sich aber, dass ich an dem Abend noch nach Düsseldorf musste und nicht in Köln bleiben würde. Also wollte ich noch ein kleines Regionalbahnticket nach Düsseldorf kaufen. 20:25 würde ich in Köln ankommen und 20:31 würde eine Regionalbahn nach Düsseldorf fahren. Dummerweise, „Preisauskunft“ nicht möglich, konnte ich kein Ticket kaufen. Mit meiner Bahncard hätte ein ICE-Ticket € 8,25 gekostet, ein IC oder EC-Ticket € 5,50, aber ein Regionalverkehrsticket, nee, das geht nicht.

Ich selbst bin natürlich nicht auf die Idee gekommen, ein Ticket für einen späteren oder früheren IC zu kaufen und dann einfach den Regionalzug zu nehmen, das fiel mir erst ein, als ich am nächsten Morgen extra früh zum Fahrkartenautomat ging, um ein Regionalticket zu kaufen. Der Automat wollte € 9,60 – ja, das macht natürlich Sinn … nicht!

Dennoch, ich hatte keine Geduld und hämmerte die Verbindung ein, immer wieder auf die „später“ Taste, um die Verbindung für die richtige Uhrzeit zu finden. Fast hätte ich das Ticket gekauft, als ich das Kleingedruckte am Bildschirm sah, nämlich das mein Ticket ab dem Kauf nur ein paar Stunden gültig sei und somit das Ticket heute Abend schon nicht mehr verwendbar wäre.

Verdammt! Warum nennen die mir dann die Verbindung? Also ging ich ins Service-Zentrum. 15 Schalter, nur 2 davon besetzt, Riesenschlange. Das würde nicht mehr reichen. Also zum Infostand und der Frau mein Problem geschildert:

„Ich komme 20:25 hier in Köln wieder an und will weiter nach Düsseldorf mit dem Regionalzug um 20:31. Am Automaten kann ich kein Ticket kaufen, wie bekomme ich denn dann ein Ticket?“

„Gar nicht.“, sagte sie.

„Ja, wie jetzt, ich muss doch irgendwie ein Ticket kaufen können, im voraus geht das nicht und die 6 Minuten Umsteigezeit reichen nicht!“

Sie erzählte mir dann, dass man auch kein Anschlussticket kaufen könne, das 6 Minuten keine „offizielle Umsteigezeit“ seien für den Kölner Hauptbahnhof, das seien 8 Minuten. Ich könne das zwar schaffen, aber offiziell sei das kein Anschlusszug

Ich beschwerte mich und fragte, was das denn für ein Schwachsinn sei, es muss doch möglich sei, ein Ticket für einen Zug zu kaufen, am Automat gelte der nur ein paar Stunden.

Sie sagte, da könne die Bahn nicht für. Ich fragte, wer denn sonst? Ich vielleicht?

Sie meinte, dass das Verkehrsverbund sei und man in Bussen und U-Bahnen ja auch nicht im voraus Tickets kaufen könne. Hallo, Du Trulla. 1. stimmt das nicht, ich habe hier auf meinem Schreibtisch Bus- und U-Bahn-Tickets liegen und 2. kann ich in den verdammten Bussen selbst Tickets kaufen, im Zug aber nicht und werde automatisch als Schwarzfahrer angesehen, wenn ich zum Schaffner gehe und sage, dass ich noch kein Ticket habe!

Die einzige Möglichkeit wären Streifentickets, die ich an den Vorverkaufsstellen bekomme könnte, dann müsse ich aber 4 kaufen. „Leck mich am Streifen!“ rief ich noch und ging zu meinem Zug.

Die Bahnmitarbeiter können ja nichts dafür, dass ihre Firma krank ist, aber diese dann auch noch zu verteidigen und so tun als sei ich, der Kunde, der Depp, das muss wirklich nicht sein. Natürlich ist das Scheiße, wenn die arme Mitarbeiterin am Servicedesk den ganzen Tag von unzufriedenen Nörglern angepöbelt wird, aber immerhin, sie arbeitet halt für die Bahn.

Also fuhr ich erst mal mit dem Zug nach Belgien los und brodelte über die unverschämte Behandlung am Info-Counter. Dann fiel mir ein, was ich hätte tun können, was mir die dumme Nuss am Schalter auch hätte sagen können:

Ich hätte ein Ticket kaufen können das nicht nur nach Düsseldorf, sondern noch etwas weiter geht, knapp außerhalb des Verbundes. Nach Hösel, z.B. 1. hätte mich das nur € 5,70 gekostet, 2. hätte ich das Tage im voraus kaufen können, 3. hätte mich kein Mensch der Welt daran hindern können, trotzdem in Düsseldorf auszusteigen. Absolut absurd! Eigentlich will die Bahn, dass ich für eine kürzere Strecke fast das Doppelt ausgebe und mich verbiege!

Teil 2 ist hier.

27 Kommentare

  1. 50hz

    Nette Story. Der Hintergrund ist allerdings eine alte Geschichte. Und wirklich nicht allein ein Problem der Bahn. Da rühren Verkehrsverbünde, sich hassliebende Städte und der Gesetzgeber kräftig mit. Und zwischen Köln und Düsseldorf kollidieren alle diese Probleme.
    Übrigens: Du hättest doch Dein Rückfahrticket nach Lüttich auch zurückbuchen können. Und dann zwei Einzeltickets inklusive Weiterfahrt nach Düsseldorf neu erstellen. Wäre vermutlich noch billiger geworden 😉

    • ui.

      @50hz: Also egal wie viel tausend Verbände es gibt und wie schwer die es der Bahn machen, es ist ein Problem der Bahn. Punkt. Nicht des Kunden, sondern der Bahn. Wer das nicht einsieht, sinkt in meinem Ansehen ungefähr auf die Stufe von Sarah Palin.

      Das Rückfahrticket zurückzubuchen, hätte das nicht 15 Euro gekostet?

  2. Daniel Bär

    Ich fahre sehr viel von Köln über die „Grenze“ nach Essen. Da ich im Besitz eines VRS-Tickets bin, hole ich mir dann immer ein NRW-Anschlussticket ab Langenfeld (Rheinland). Ist günstiger und unkompliziert.

    Gruß
    Daniel

    • ui.

      @Daniel Bär: Verstehe ich nicht. Inwieweit hilft der Vorschlag und was ist ein NRW-Anschlußticket? Und wie willst Du es holen, wenn Du schon im Zug sitzt?

  3. votan

    Schön zu lesen, dass es in Deutschland gleich chaotisch zugeht wie bei uns in Oesterreich. Bei uns ist’s noch etwas schlimmer, denn da hätte dir die Schalterdame wahrscheinlich zusätzlich noch den Kopf abgehackt (Rechtlicher Hinweis liebe OEBB: Das ist nicht ernstgemeint und bezichtigt euch NICHT einer versuchten strafbaren Handlung! ;-)).

    Die OEBB ist das Paradebeispiel schlechten Services und es ist nicht mal unfair oder irgendwie bösartig, das öffentlich zu behaupten; es lässt sich täglich problemlos mit neuen Fakten belegen.

    Ich habe einmal einen Beschwerdebrief wegen einer wirklich sehr sehr üblen Aktion aufgesetzt und abgesendet. Ein Schaffner der OEBB hat mich öffentlich (d.h. in Gegenwart von mehr als 10 Personen) grundlos (er war einfach nur genervt und hat unser Gruppenticketsystem par tout nicht versehen wollen) des strafrechtlichen Tatbestandes der „Erschleichung einer Leistung“ bezichtigt.
    Das Krasse an der Sache war allerdings folgendes: Von Seiten der OEBB kam NIE eine Antwort retour und denselben Schaffner sehe ich heute noch ab und zu, wie er konsequenzlos Leute „zusammenscheisst“ oder sie „beleidigt“!

    Was bleibt einem da übrig?

    Also ich habe mir ein Auto gekauft ;-).

    lg

  4. Danimateur

    Zum Glück ist in deiner Tag-Wolke die Bahn noch nicht das größte Element 🙂

  5. Thorsten

    Mal abgesehen von dem Erlebnis, ich finde es zum Beispiel erstaunlich, welche „Alternativen“ da aufgezeigt werden. Wieso bitteschön, sollte man sich so verbiegen müssen um zum Ziel zu gelangen. Ich möchte das Mütterchen sehen, die da zurückbucht und zubucht…alles Quatsch. Wenn die Bahn hier nicht einfache Konzepte auf den Weg, lösungsorientierte Mitarbeiter in den Schalter und vereinfachte Tickets auf den Markt bringt, wird man sich über schwindende Fahrgastzahlen in Zukunft nicht wundern müssen. Egal welche Verbände da mitmischen. Der Kunde will es nicht nur einfach, er braucht es.

  6. Sven

    Moin,

    ja die Bahn ist krank!
    Ich hatte mal ein ähnliches Problem wo ich bereits ein Ticket von A nach B hatte aber C das Ziel war (ca. 5 Minuten weiter nur). Am Automaten konnte man kein Ticket im Vorraus kaufen, da man nur kaufen konnte von wo man gerade abfährt und da das Ticket ab nen anderen Ort gelten sollte ging das nicht. Zum umsteigen hatte man 4 Minuten Zeit, absolut unmöglich da ein Ticket noch zu ziehen.

    Bei der Nachfrage bei einer Bahntante sagte sie mir, dass ich dann halt auf den nächsten Zug warten muss… was eine Stunde dauern würde..!! Nur um nochmal 5 Minuten weiterzufahren???
    Krank!!
    Bin dann nicht Regelkomform weitergefahren 🙂

  7. Daniel Bär

    Das NRW-Anschlussticket ist einfach ein besonderes Ticket um die Grenzen zwischen den Verkehrsverbünden zu überschreiten und es ist den ganzen Tag gültig 😉

  8. ui.

    Und kostet? Und was bringt mir das, wenn ich doch nach Düsseldorf wollte, also ohne über die VErkehrsverbund_Grenze zu fahren? Und wie Du im Artikel siehst, wäre das teurer, alsweiter zu fahren.

    Also worauf bezieht sich Deine Empfehlung?

    Und erkennst Du nicht den Unsinn? Dass man noch ein Anschlußticket erwerben kann, wie kompliziert soll es denn noch werden?

  9. Fiene

    Hm. Das mit Hösel kapier ich nicht.
    Wenn Du ein Ticket von Colonia nach Hösel kaufst sind das knapp über 11 Euronen. Und DüssHelldorf 9,6o.. hm hm hm.. wie kommst Du da auf die 5,7o?

    Eine Lösung habe ich allerdings auch nicht parat.
    Kurze Umstiegszeiten sind mistkacke.

  10. eldersign

    Es ist ja richtig, das dieses Tarifchaos zum … ist, deine Tirade im grunde also gerechtfertigt. Aber ein klein bischen könnt man schon darüber nachdenken, gegen wen man hier schimpfen müsste. Hauptgrund (nicht alleiniger) für diesen für diesen Schwachsinn sind nämlich tatsächlich die Verkehrsverbünde, und die sind in aller Regel Zwangsgründungen, Ergebiss der Einmischung der Politik in unternehmerische Entscheidungen. Nicht wenige Verkehrsunternehmen würden da (insgeheim) liebend gern wieder austreten, aber politisch gesetzte Rahmenbedingungen verhindern das sehr wirksam.

    Der berechtigte Ärger des Fahrgasts entläd sich natürlich bei den Unternehmen, am Schalter oder an der Beschwerde-Hotline. In den warmen Amtsstuben der Ministerialbürokratie kommt davon nichts an. Auch wegen vermeintlich kritischer Kunden, die kein Interesse haben, die wirklich Verantwortlichen mit diesen Missständen zu konfrontieren, sondern nur ein Ventil für ihren Ärger suchen.

  11. ui.

    @Fiene: Bahncard 50.

  12. del_weidler

    „Sie sagte, da könne die Bahn nicht für“
    Hahahaha. 😀

    Man denke bei der Gelegenheit mal an die Greyhound-Unternehmen, wo man sich einfach Kilometer kaufen kann und damit mit jedem Bus, völlig egal wann und wo, fahren kann.
    Is wohl zu einfach für Deutschland.

  13. Bianca

    @ui: Die Stornierung eines Onlinetickets kostet ab dem Tag der Gültigkeit 15 €, davor aber nichts. Du kannst also theoretisch 20x die gleiche Strecke kaufen und wieder stornieren, so lange es noch mind. 1 Tag vor Fahrtantritt ist. 😉 Das hat 50hz gemeint, nehme ich an. Kann aus deinem Bericht nicht genau erkennen, wann genau du entschieden hast, dir noch ein Ticket für Düsseldorf zu kaufen – am gleichen Tag wars natürlich schon kostenpflichtig und hätte sich nicht gelohnt.
    Bei uns ist das das Gleiche. Wenn ich meine Eltern besuche und von mir aus den Zug nehme, kann ich meine BC 50 auch nicht benutzen, weil es der gleiche Verkehrsverbund ist. Ergo zahle ich entweder über 5 € für beschissene 25 km oder ich löse ein Ticket für eine Haltestelle, die nicht mehr zum VV dazugehört. Dummerweise haben die den aber nun ausgeweitet, so dass ich max. 1 € spare. Da fragt man sich dann immer, wofür man ne unverschämt teure Bahncard hat.

  14. 50hz

    Genau. Das hat der @50hz gemeint 😉

    • ui.

      @50hz: Ähm – was hat der 50hz genau gemeint?

  15. jarrod

    vollidiot. also der autor hier.

    • ui.

      @jarrod: Vielen Dank für Deine konstruktive Kritik und den Verzicht auf Verben.

      Danke auch für das Hinterlassen Deiner E-Mail und IP-Adresse.

  16. emzo

    Wer daran Schuld ist, ist ja erstmal dem Kunden egal. Heute ist so eine Situation einfach nicht mehr nachvollziehbar. Da muss die Bahn einfach nacharbeiten, egal wem sie dafür in den Hintern treten muss. Die Preisstruktur ist nocheinmal ein anderes Thema, das auch dringend auf den Tisch der Bahn-Chefs sollte.
    Jeder, der auf dieses Unternehmen angewiesen ist, tut mir leid. Mich eingeschlossen.

  17. ixiter

    @jarod: Genau! Ganz im Gegensatz zu dir. Bei dir merkt man sofort, dass du hier intellektuell alle in den Schatten stellst.

    Also mit dem Verkehrsverbund ist ja auch DB verbunden. Demnach sollte sie auch die Tarife mitteilen und entsprechende Tickets verkaufen können. Geht man an einen Schalter der KVB (Kölner Verkehrsbetriebe, auch Mitglied im Verkehrsverbund Rhein/Sieg, VRS), ist es völlig unproblematisch das Regionalzugticket Wochen im Voraus zu kaufen. Es wird durch das Abknipsen am Ticketabknipsautomaten entwertet.

    Dass das bei der Bahn nicht möglich ist, liegt natürlich in der Verantwortung der Bahn. Sie bräuchten nur die gleichen Ticketautomaten wie die KVB aufzustellen. Großes Schild drüber „VRS-Tickets“ und gut ist.

  18. 50hz

    Na, das was die Bianca schreibt 😉

    • ui.

      Das was Bianca meint, hast Du gemeint? Hä? Also wolltest Du einfach Zustimmung zeigen?

  19. 50hz

    Herrje:
    „Die Stornierung eines Onlinetickets kostet ab dem Tag der Gültigkeit 15 €, davor aber nichts. Du kannst also theoretisch 20x die gleiche Strecke kaufen und wieder stornieren, so lange es noch mind. 1 Tag vor Fahrtantritt ist. 😉 Das hat 50hz gemeint, nehme ich an.

  20. ui.

    Was meinst Du mit „das hat 50hz gemeint“? Wobei gemeint? Und warum redest Du von Dir in der 3. Person? Bist du Cäsar? Oder betrunken? Unausgeschlafen? Verrückt? Verwirrt? Schwierigkeiten, sich klar auszudrücken? Was ist los? Wir sind doch hier, um Dir zu helfen!

  21. 50hz

    Ich geb’s auf.

  22. ui.

    ch jetzt verstehe ich es. Also wie gesagt, hätte 15 Euro gekostet.

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