Monat: Oktober 2006

Endlich zu Hause

So, die erste Nacht zu Hause hab ich gut erbracht. Ich war ja 3 Monate weg, meine Zwischenmieterin hat allerdings auch schon vor einem Monat die Bude verlassen. Zum Glück war noch ne Flasche Cola und Toilettenpapier da. Was sollte man auch machen, wenn man spät nachts von einer 3-moantigen Reise zurückkommt und lebenswichtige Dinge fehlen würden?

Heute Morgen machte ich mich dann auf den Weg in meinen Stammsupermarkt, den Plus um die Ecke, um schnell Espresso zu kaufen, den ich nun versuche. Er schmeckt irgendwie komisch. Liegt das an meiner Erkältung, dem alten Zucker, oder bin ich es einfach nicht mehr gewohnt, weil der AIDA-Kaffee meine ganzen Geschmacksknospen zerstört hat?

Nach zweieinhalb Jahren, die ich schon neben meinem Stammsupermarkt wohne, kenne ich die Regale eigentlich in und auswendig und würde mit geschlossenen Augen sicher durch die Gänge gehen und blind die Packungen greifen, wenn nicht … oh Schreck, während ich weg war, wurden alle Regale komplett umgestellt! Nichts ist mehr da, wo es früher mal war! Das ist grausam für den Verstand! Weidler meint: „Umsortierung im Stammsupermarkt raubt einem ein Stück Heimat.“

Auf dem Weg zurück in die Wohnung schaute ich noch kurz warum an meinem Briefkasten das Schild herausgedrückt wurde: Er quoll über. Aber warum? Ich hatte doch eine Weiterleitung eingerichtet. Trotzdem waren da viele Briefe drin, Werbung wie Sau und sogar zweimal der Kölner Stadtanzeiger – den habe ich doch gar nicht abonniert. Außerdem waren um das Schild herum mit Permanent-Marker kleine große „A“ gemalt. Anarchie? Antichrist? Arschloch? Was soll es bedeuten? Oder war der Nachname meiner Zwischenmieterin einfach „A“?

Ging schnell

Ich bin wieder zurück in Deutschland. Der schwarzbraune Heino wirbt, von Bild unterstützt, in Fernsehspots für sein neues Album „Deutschland, meine Heimat“ mit riesiger Deutschlandflagge auf dem Cover. Großpopulist Gerhard Schröder veröffentlicht seine Memoiren und wirbt auch für Bild, ein Schulterschluß wie wenn Kohl auf einmal für den Spiegel werben würde. Der Lidl-Chef ist Burschenschaftler, die NPD sitzt im Landtag und deutsche Soldaten schänden Tote. Die Fußball-WM ist vorbei. Ich will wieder weg hier.

Die neue Band

Hier also, wie versprochen, die Geschichte des neuen Trios aus der Tschechei. Am Freitag vor einer Woche sollten sie ankommen und am Abend gleich spielen. Der erste der drei sollte gleich um 8 Uhr morgens aufschlagen und von mir in Empfang genommen werden. Die Nacht davor war aufgrund von Feierei sehr kurz, dementsprechend war ich sehr müde und zerknirscht, als ich erfuhr, dass mein Musikus zwar überall am Flughafen ausgerufen wurde, aber nirgends aufzutreiben war.

Da keine weiteren Informationen vorlagen, blieb mir nur übrig, zu warten. Vielleicht würde er ja mit den anderen beiden am Nachmittag auftauchen. Am Nachtmittag tauchte er tatsächlich auf, nur die beiden anderen waren nicht da. Ihr Flug aus Prag wurde ersatzlos gestrichen.

Also fiel die Live-Musik in der Bar an dem Abend aus. Nur, am nächsten Tag konnten sie auch nicht ankommen, denn da war Seetag und einen Hubschrauberlandeplatz haben wir nicht. Also mussten wir schnell ein Programm zusammenzaubern. Ich spielte ein wenig Bar-Piano – was ich übrigens hasse, die Tischgespräche mit Musik zu begleiten; wenn Musik, dann sollen die Passagiere gefälligst auch zuhören – und das Showensemble half aus mit einem eilig zusammengestellten Liederabend.

Am Sonntag in Korsika war das Trio dann endlich komplett, nicht ohne mir zu erzählen, dass sie in Frankreich umsteigen mussten, ihnen aber niemand erzählt hatte, dass es in Paris zwei Flughafen gibt, der an dem sie ankamen und der am anderen Ende der Stadt zu dem sie hinmussten, wie sie kurz davor erfuhren. Sie hätten es also fast wieder nicht geschafft, doch dank einer immens hohen Taxirechnung kamen sie dann doch noch irgendwie auf den Flieger.

Beim ersten Konzert legte dann der Pianist ein furioses Bluesklaviersolo hin, in das er sich so hinein vertiefte, dass er dabei mit dem Kopf auf die Kante des Flügels schlug und ihm das Blut aus der kahlen Stirn tropfte. Das nenne ich Einsatz.

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