Wie bereits berichtet, wollte ich mir nicht die Sendung „Thomas Gottschalk und Marcel Reich-Ranicki werden Freunde“ anschauen. Stattdessen schaute ich mir RTL an, die von sich ja meinen, ein gutes Fernsehprogramm zu machen. Hier mein Bericht:

Da lief zunächst Werbung für den deutschen Comedy-Preis. Dabei dachte ich, dass das doch die Veranstaltung letzte Woche war, bei der sich Ranicki so aufgeregt hat. War es nicht? Dann kam Werbung für die Comedy-Show „Bauer sucht Frau“ und für die Comedy-Show „Ab durch die Wand“, Untertitel „die verrückteste Show aller Zeiten“. Moderiert von Dirk Bach und seiner Frau. Allerdings wurde die letzte Show der beiden, „die Show bei der alles passieren kann“ (Originaltitel auf alle Zeiten entfallen), doch auch als die verrückteste Show aller Zeiten bezeichnet. Oder irre ich mich? Jedenfalls konnte da tatsächlich alles passieren, die Show wurde nach einer Folge abgesetzt. Verrückt oder?

Das Programm ging wieder los, Oliver Geissen mit der „ultimativen Chart Show“ Folge 17248. Diesmal: „Familienbande“ (Titel von mir erdacht und für gut befunden), also Bands, die aus Familienmitgliedern bestehen. Platz 11: die Kelly-Family. Und die üblichen verdächtigen, die ihren Senf dazu geben – also die, die eigentlich nichts mehr zu melden haben.

Wäre es nicht viel interessanter, die beiden Sendungen zu kombinieren? Was wäre, wenn Marcel Reich-Ranicki zu den Bands seinen Senf dazu geben würde?
Es folgt ein Auftritt von Angelo Kelly, wie er versucht, etwas Klavier zu spielen. Das gibt mir die Gelegenheit, mal schnell umzuschalten, und zu schauen, was der Kritiker dazu sagt: „Na ja, gut, na also. Es gibt Sachen, die man zeigen kann.“

Ach. Für solche Weisheiten brauchen wir die Intellektuellen. Wenn es regnet wird man nass. Aber er hat ja Recht, es gibt tatsächlich Sachen, die man zeigen kann. Brüste zum Beispiel. Aber doch nicht die Kellys.

Daraufhin holt Oliver Geissen noch Joey Kelly dazu, der erzählt, wie sie damals im Hausboot Millionen Mark in Münzen bunkerten, als Ballast, weil das Boot tiefer liegen musste – was übrigens völliger Quatsch ist, kann ich mal aus meiner Schiffserfahrung behaupten. Oliver Geissen macht daraufhin den einzigen guten Witz des Abends und sagt, dass es dann ja gut war, dass sie nicht in einem Heißluftballon wohnten.

Die Studiokulisse ist Brauntönen gehalten, die Gesichter der Gäste sind auch schön braunbeige geschminkt, die Klamotten der Gäste sind ebenfalls meist braun. Genauso wie alles bei Kerner braungolden ist und bei Stefan Raab braungelb, sieht es nach 70er-Jahren aus, wie zur Zeit überall im TV. Eigentlich braucht man bei so wenig Farbabwechslung keinen Farbfernseher, schwarz-weiß ist vollkommen ausreichend, man kann ja eine Nylonstrumpfhose davor spannen, dann hat man den gleichen Effekt.

So, die nächste Werbepause ist zu Ende und ich erfahre noch kurz, dass ich in den Nachrichten um Mitternacht erfahren werde, in welcher Schwulenbar und mit wem sich Jörg Haider zum Trinken vor seinem Tod traf.

Es geht weiter mit Platz 10 – Jan und irgendjemand Kljwelk (Keine Ahnung, wie die wirklich hießen – als ob ich wirklich aufmerksam sei). Wie jetzt – die haben die Kelly-Family geschlagen? Welche Kriterien werden eigentlich bei dieser Show angelegt?

Platz 9, die Kinks mit „Lola“ – „die Kinks hat man gehört, wenn man besonders abgefahren war“ sagt irgendwer – aha. Mal kurz rüber zu Ranicki, was sagt er dazu? Er sagt: „Wollen wir mal sehen, ob die Gegenrede irgendwas bewegen wird.“ – Huch, die Stunde Gespräch mit den nicht anwesenden Fernseh-Intendanten ist schon vorbei? Das war ja nur eine halbe Stunde? Na immerhin kann ich jetzt das unsägliche RTL wieder abschalten.