Mein Viertel in Köln verändert sich. Ich war so froh, als endlich der gehasste Ramsch-1 Euro – Laden verschwand und fragte mich wochenlang, was für ein Geschäft da rein kommt. Jetzt ist ein Waffenladen drin. Ein Waffen-Ramsch-Laden sozusagen. Im riesigen Schaufenster gibt es für 400 Euro Maschinengewehr-Nachbildungen, von den Originalen kaum zu unterscheiden, für Kinder ab 14 Jahren. Echte Waffen gibt es da nicht. Na ja, Messer schon. Große Messer. Messer, die man zwar kaufen darf, aber laut Gesetz nicht mit sich führen darf. Wie man sie aus dem Laden raus bekommt, weiß ich auch nicht. Aber ich schätze mal, der Verkäufer hilft dabei. Der Verkäufer ist ein älterer Herr in Military-Outdoor-Kleidung mit Hitler-Bärtchen. Der verkauft den Kids der Umgebung sicherlich nichts Falsches. „Alles ganz legal“ sagt er in diesem Akzent, den man aus so vielen Parodien kennt.
Andererseits finde ich es mal erfrischend, dass da wenigstens ein Waffenladen reingekommen ist. Sonst sind es immer nur Boutiquen. Der Handwerkerladen, das italienische Café, der türkische Lebensmittelhändler – alle weg. Und es kommen Boutiquen rein. Weil hier konservative grüne Familien wohnen, die es sich leisten können, einen Laden zu besitzen, wo keiner einkauft, sondern alle nur den Kinderwagen abstellen und klönen und den Scheißdreck, den es in den Läden gibt anfassen und sagen: „Hach, wie schön! Das ist ja toll!“
Oh ja, hier gibt es jetzt Second Hand Baby-Moden, Handtaschen, Geschirr, Filzwaren – ich hasse es, die finden sich echt so cool, wie sie da den Tag über in ihrem Hobbyreich sitzen, während der Mann auf Arbeit ist und Geld scheffelt. Und dann halten ausgerechnet diese Hexen sich für emanzipiert, ohne zu merken, dass sie schön spießig geworden sind.
Am schlimmsten sind allerdings die Kombinationen – wenn sich dieInhaberin nicht auf ein Hobby einigen kann – Krimskrams-Läden, ich kotze. Hier gibt es einen Laden, der hatte Geschirr, ein Weinregal und Handtaschen ein anderer hatte Schmuck, Second Hand Mode und „cooles aus Mexiko“, halt nein „Kuriositäten aus Mexiko“.
Da wo früher mein Italiener drin war, wo ich so gerne Espresso getrunken habe, obwohl manchmal die Boutiqueschicksen störend vorbeikamen und ihren „Latte“ wollten, da ist jetzt noch eine Boutique drin. Eingerahmt von einer Boutique links und einer Boutique rechts davon. „Miss Meany“ nennen die sich, weil sie cool sein wollen, denn sie haben was besonderes: Einen Friseurstuhl. Genau. das braucht die Straße sicherlich. hier sind schon 10 Friseure und 10 Boutiquen, sicherlich ist eine Boutique mit integriertem Friseur genau das richtige für die Straße.
Wie wäre es denn mal mit einem gescheiten Hähnchengrill? So ein richtig saftiger geiler Imbiss? Meinetwegen auch als Kombimladen „Hähnchengrill und Babymoden“, meintewegen.
Second-Hand-Frisuren. Bah.
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