Monat: November 2011 (Page 1 of 6)

Guttenberg im Land der Spinner

Ich fasse es nicht, laut Umfragen sind nur 50% gegen eine Rückkehr von Guttenberg in die Politik. Was ist denn da los? Sind wir ein Land voller Spinner? Wir machen uns über Italien lustig, dass sich Berlusconi so lange an der Macht halten konnte, sind aber nicht großartig dagegen, dass ein Betrüger bei uns zurückkehrt? Was kommt als nächstes, die Demokratie abschaffen und zurück zu einem König?

Na aber der Guttenberg, der ist doch so sympathisch.

Nein, der ist schmierig.

Na, aber der Guttenberg hat doch seine Fehler zugegeben, der hat eine zweite Chance verdient.

Nein, er hat seine Fehler zunächst nicht zugegeben, sondern abgestritten. Und nur weil fleissige Helferlein im Internet alle seine Plagiate zusammengetragen haben, war der Druck so groß, dass er es eingestehen musste, aber nicht bevor er noch eine Menge Ausflüchte suchte, um sich an seiner Macht zu halten. Erst als es nicht mehr ging, gab er es zu. Und dann wurde auch noch das Verfahren eingestellt, gegen Zahlung von € 20.000 an die deutsche Kinderkrebshilfe. Also mit ein wenig Geld sich die Unschuld kaufen, na das wir Italien ja tatsächlich immer ähnlicher, nur dass es hier offen läuft und anscheinend nicht stört.

Ein Blogger hatte eine tolle Idee. „Das kotzende Einhorn“ schrieb der Staatsanwaltschaft, sie solle das Verfahren doch wieder aufnehmen, er würde dafür € 21.000 an die Deutsche Kinderkrebshilfe spenden. Eine grandiose Idee. Wenn Guttenberg sich Freunde kaufen kann, warum nicht alle?

Wobei ein Kommentator bei ihm schrieb, dass vielleicht gar nicht so viel Geld nötig sei:

„Man müsste doch die 20k € in Relation zum Besitz/Einkommen des feinen Herrn setzen. Bei Geldstrafen wird ja auch ein Tagessatz angenommen. Sind dann überhaupt 21k € nötig?“

Abgesehen davon, ist es natürlich immer gut, für die Deutsche Kinderkrebshilfe zu spenden. Aber sich auf dem Rücken einer gemeinnützigen Organisation rein zu waschen, das ist mehr als Panne.

Dennoch gibt es – zum Beispiel auf Facebook – massenhaft Guttenberg-Fans, die für ihn in die Bresche springen:

„Sein Fehler war, es nicht gleich zuzugeben. Das ist alles.“

Na, wenn das alles war, dann ist es auch okay, im Kaufhaus zu klauen, wenn man danach sagt, dass man es getan hat. Und wenn man es nicht sofort sagt, dann war es nur ein Fehler.

Die selbe Person schrieb an anderer Stelle:

„Was zählt, ist dass er ein guter Politiker ist. Solche braucht das Land. So überzeugte. Partei ist wurscht, Ausbildung ist wurscht. Ehrlich für ihre Überzeugung und zum Wohl des Landes eintreten, das ist wichtig.“

Ähm … verstehen echt so viele Menschen das Wort „ehrlich“ nicht?

Was mich aber aufregt, sind die Vergleiche, dass andere auch schlimme Sachen gemacht haben, weit Schlimmere. Na dann, kann man ja fast alle Betrüger in Ruhe lassen, weil es irgendwo ja welche gibt, die noch schlimmer waren. Das ist wirklich Unfug. Natürlich gibt es schlimmere Politiker als Guttenberg und natürlich gibt es bewegendere Dinge. Das heißt trotzdem nicht, dass man einen Lügner und Betrüger wie ihn akzeptieren muss, nur weil es noch schlimmere Sachen gibt. Wenn ein Kaufhausdieb gestellt wird, kann er sich ja auch nicht verteidigen mit „es gibt schlimmere und weltbewegendere Sachen, lasst mich in Ruhe!“. Und ein Politiker, von dem ich vermute, dass er Dreck am Stecken hat ist mir immer noch lieber, als ein Poliziker, von dem ich es weiß. So schlimm das auch ist. Aber es gibt kein schwächeres Argument als „Die anderen Politiker sind auch keine Heiligen“.

Nur darauf argumentiert die Besagte wieder fern jeder Logik:

„Wie gross ist die Chance, dass ein Politiker, der schon mal erwischt worden ist, das nochmal macht? Grad im Fall TvG wohl gering. Da haben ja alle die Augen drauf.
Einer, bei dem man es vermutet… hmmm, WARUM vermutet man denn das? Wenn’s schon so weit ist, dass die Öffentlichkeit was vermutet, ist doch anzunehmen, dass der wirklich Dreck am Stecken hat, man es nur nicht nachweisen kann.
Da ist mir der reuige Erwischte lieber.“

So ein totaler Quatsch. Oder ironisch:

Stimmt, man sollte alle Positionen mit überführten Kriminellen besetzen, die Chance, dass er es nochmal macht, ist gering. Berlusconi lassen wir mal als „Ausnahmen bestätigen die Regel“ weg.
Ich kaufe meinen Wein auch nur noch bei Leuten, die wegen Weinpanscherei überführt wurden, denn diemachen das ja nicht wieder. Als Handwerker stelle ich nur noch die Leute ein, die für den Pfusch beim Kölner U-Bahn-Bau verantwortlich waren und als Polizeichef hätte ich gerne einen Ex-Mörder. Und, dass er was nochmal macht? Es ist ja nicht so, dass er wine weitere Doktorarbeit in Planung hätte.

Aber es gibt noch weit schlimmere geistig offensichtlich verwirrte Guttenberg-Unterstützer. Die schreiben dann so etwaswaswas:

„ja denke er hätte es glei sagfn solln..ansonsten finde ich ihn sehr fähig“

Genau wegen solcher Statements sind so viele Betrüger in der Politik unterwegs, weil sich das dumme Volk eh alles vorsetzen lässt. Das ganze Hickhack um seine Doktorarbeit hat ja nur davon abgelenkt, dass der Kerl auch sonst zu nichts fähig ist.

Und dann schrieb sie noch „aber er sorgte für frischen wind“ und „man hat ihm ja nicht die zeit gelassen das zu beweisen..ganz schnell hat man gesucht gesucht, gefunden“

Meine Fresse. Nenne mal einen frischen Wind: sag mal ein Beispiel, „sorgte für frischen Wind“, „guter Politiker“ – das sind alles nur Floskeln, die die Gutti-Fans irgendwo aufgeschnappt haben, als sie aus ihren Löchern krochen als sein Personenkult anfing. Das sind komischerweise immer Leute, die dann kein einziges Beispiel nennen können, weil sie sich vorher gar nicht für Politik interessiert haben.

Fakt ist, dass Politiker, wenn sie als Verbrecher überführt wurden, nicht einfach mal ein paar Monate Pause machen sollten und zack zurückkehren, sondern auch erst mal ihre Strafe kriegen sollten. Und nicht einfach Verfahren gegen Zahlung von lächerlichen 20.000 Euro einstellen.

Der Mann ist ein Betrüger, hat das ansehen der Politik, der Uni und von jedem Dr. beschmutzt und hat vor allem erst mal, als die Vorwürfe kamen, geleugnet, was das Zeug hält.

Toller Mann.

Volksabstimmung zu Stuttgart 21 – das war lustig

Ich hatte einen großen Spaß, als ich gerade das heute-journal mit einer ungewöhnlich langsam sprechenden Marietta Slomka sah, die über das Ergebnis der Volksabstimmung zu Stuttgart21 berichtete und eine Gespräch mit diesem netten neuen schwäbelnden Chef von Baden-Württemberg. Großes Kino.

Ich hatte zu Stuttgart 21 nie eine Meinung, der Engel auf meiner Schulter zeigte Verständnis für die Demonstranten, aber Sieger blieb jetzt der Teufel auf meiner anderen Schulter. Der ist happy, dass die Abstimmung jetzt für die Baustopp-Gegner, also im Sinne der Gegner der Gegner ausging.

Dann können die Stuttgarter Bürger ihre ganze Wut vielleicht mal in wirklich wichtige Dinge stecken, mal gegen soziale Ungerechtigkeit, Rassismus, für Menschenrechte, gegen Kriege, Todesstrafe, was weiß ich und nicht ob da nun jemand was baut oder nicht. Außerdem gibt es noch zu diskutieren, wer wann den Hausflur zu putzen hat, da ist man doch schon genug beschäftigt.

Aber ich fand vor allen Dingen, die Zahlen so interessant – weil ich einer der letzten verbliebenen Gegner von all zu vielen Volksabstimmungen bin und „direkte Demokratie“ und solche Schlagworte für falsch halte – das ist alles nur Show. Wahlen sind wichtig. Ultrawichtig, er nicht wählt, ist ein Depp. Volksabstimmungen sind keine Wahlen, wenn jemand nicht zu einer Volksabstimmung geht, ist es ihm vielleicht egal ob ein Bahnhof in Stuttgart gebaut wird, oder nicht.

Also wenn man mal alles zusammen zählt, kommt ungefähr raus: ca. 20% gegen den Bau von Stuttgart 21, 28% für den Bau, 52%, absolute Mehrheit, ist es scheiß-egal. Und das bedeutet tatsächlich nicht nur, dass man kein Interesse hat, vielleicht weiß man auch einfach nicht, wie man sich entscheiden soll. Da ist es vollkommen legitim, nicht zur Abstimmung zu gehen. Ganz im Gegensatz zu einer Kommunal-, Landtags- oder Bundestagswahl, wo jeder, der wählen darf, seinen Arsch hochkriegen sollte oder für alle Ewigkeit die Klappe halten sollte.

Aber ein frommer Mensch wer jetzt denkt, die Volksabstimmung würde – egal wie sie ausgeht – irgendwas verändern. Die Demonstranten haben schon angekündigt, weiter zu machen und die Bahn hat schon angekündigt, die Sache mit dem Kostendeckel nicht zu akzeptieren. Und dass ein Unternehmen mehr Macht hat, als ein Bundesland ist ja auch nichts Neues mehr.

„The Voice“ ist auch nur eine Casting-Show

Warum loben denn alle dieses unerträgliche „The Voice“? Das ist doch auch nur eine weitere Casting-Show. Das ist ja, als ob irgendein neues „scripted reality“ oder „Docutainment“ oder Nachmittags-Trash-TV – Format aufden Markt kmmt und alle sagen: „Ja, das ist gut!“ – „The Voice“ ist vielleicht gut im Vergleich zum absoluten Tiefpunkt „das Supertalent„, aber es ist immer noch eine Casting-Show. Guttenberg ist vielleicht ein Heiliger im Vergleich zu Berlusconi, aber es ist immer noch ein Betrüger!

Die Jury wirkt saublöd und bekifft und so wie die mitwippen – das nennt sich im Schauspielbereich „overacting“. Peinlich.

Gespielte Begeisterung für weitere Mittelmäßigkeit. Kennt man nicht anders.

Es gibt bestimmt Hundescheisse, die wenn man sie ist, nicht ganz so schlimm ist, wie andere Hundescheisse. Dann muss man sie aber nicht in den Himmel loben. Es ist immer noch Hundescheiße.

Ich weiß überhaupt nicht, was Casting-Shows sollen. Ich bin dafür, dass man ein Casting für eine Show macht und dann die Show, nicht das Casting als Show. Ich glaube, bei meinem nächsten Auftritt trete ich nicht auf, sondern zeige ein Video davon, wie ich zum AUftritt fahre.

Ich bin so froh, dass ich die 30qm hab‘

Heute Mal ein Lied über meine Bude. Das improvisierte Lied am Freitag, Text und Musik natürlich im Moment der Aufnahme komplett aus dem Stegreif improvisiert. Viel Vergnügen:

Wer es hören will aber nicht sehen, bitteschön:

[audio:https://uiuiuiuiuiuiui.de/wp-content/uploads/2011/09/Ich-bin-so-froh-dass-ich-die-30qm-hab.mp3|titles=Ich bin so froh, dass ich die 30qm hab]

oder als mp3 download: Ich bin so froh, dass ich die 30qm hab

Und nun noch der Text zum Mitsingen:

30qm, mehr brauche ich nicht zum glücklich sein,
ich wohne hier und fühle mich nicht allein,
denn ich kann mich nicht verlaufen,
ich bin hier ziemlich froh,
Du magst zwar sagen, das ist klein
doch ich finde es hat Niveau.

Ich bin hier ganz nah an der Stadt,
also wenn ich mal einfach Laune hab,
kann ich einfach schnell raus
und da draussen geht es ab,
ich bin so froh, dass ich hier meine kleine Bude hab‘.

– Mundharmonika-Solo –

Hinter mir da ist mein tolles Bügelbrett,
ich hab‘ es zwar noch nie benutzt,
trotzdem findet es meine Musik nett,
es hat sich jedenfalls noch nie beschwert,
also ist das eine tolles Gerät, dass viel nutzt.

Jetzt hab‘ ich trotzdem die falsche Hand benutzt,
dabei kann man sich in 30qm doch eigentlich nur gut zurechtfinden,
aber es ist mir auch schon passiert, dass ich große Gegenstände verloren hab‘,
ich weiß nicht, wie kann das passieren? Z.B. jetzt hab ich den Reim verloren, aber

30qm sind toll, mitten in der großen Stadt,
ich bin so froh, dass ich die Wohnung hier hab‘.

– Orgel-Solo –

30qm sind vollkommen ausreichend,
ich bin so froh, dass ich die Wohnung hier hab‘.

In meinem großen Bett hab‘ ich noch nicht mal immer alleine gepennt,
ich bin so froh, dass ich die 30qm hab‘.

Und die anderen Bereiche meiner Wohnung, die ihr noch gar nicht kennt,
ich bin so froh, dass ich die 30qm hab‘.

Dahinten um die Ecke ist ne kleine Küche, ich kann mir tolle Sachen machen,
ich bin so froh, dass ich die 30qm hab‘.

Und da unten, da drüben, einfach nur ein paar Schritte runter, steht mein Sofa,
ich bin so froh, ich bin so froh,
ich hab‘ genug Platz, um noch Gäste einzuladen und hier große Feiern zu machen, es reicht vollkommen aus, der große Balkon, ich bin so froh, dass ich die 30qm hier in Kolle hab.

Ich sag Euch jetzt nicht, was das Alles kostet, denn sonst schlagt ihr die Hände auf den Kopf, denn in der Stadt ist es teuer, trotzdem bin ich froh, dass ich die 30qm hab‘.

Dieses Lied macht schon seit zwei Minuten überhaupt keine neuen Informationen mehr rein, aber das ist mir ganz egal, es ist mir ganz egal, ich bin einfach so froh, warum steht denn da mein Nachbar auf dem Balkon, was soll das überhaupt?

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