Ich habe es wieder getan, sorry. Ich habe gerade das Supertalent geschaut, ich konnte mich nicht zurückhalten. Wie Autounfall-Gaffer konnte ich mich auch nicht zurückhalten, um mich an dem Elend zu erfreuen. Wahrscheinlich ist das ja auch der Quotentrick der Show. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Millionen Menschen diesen Schund toll finden, wahrscheinlich finden sie die Sendung so beschissen, dass man nicht wegschauen kann. Ich hoffe es zumindest. Dem Sender RTL ist es ja egal, wer schaut, Hauptsache die Quote stimmt.

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Nun gut, ich gebe zu, die Überschrift habe ich mir schon vorher ausgedacht, ich weiß auch gar nicht, was sie bedeutet. Vielleicht werde ich ja heute, im Gegensatz zum letzten Mal überrascht und eines besseren belehrt. Hier also die ausführliche Kritik zur Sendung „Das Supertalent“ vom 22. Oktober 2011 auf RTL:

So, es kann losgehen. Mit dem Publikum im Saal wurde extensiv klatschen, jubeln und buhen geübt, damit die sich auch ja an die Anweisungen der Einheizer halten. Natürlich lief da die Kamera schon mit, damit man nachher die Auftritte so zusammenschneiden kann, wie man will. Wir erinnern uns an die Amy Winehouse Imitatorin, die angeblich ausgebuht wurde, als sie auf die Bühne kam, denn so kurz nach dem Tod der Sängerin macht man das ja nicht. Nur: Die Sendung wurde kurz nach dem Tod ausgestrahlt, die Aufzeichnung war schon Monate vorher, als sie noch lebte. Bei der Aufzeichnung hat niemand gebuht. Man ist den Redakteuren komplett ausgeliefert – ob Talent oder nicht. Und die human Touch – Stories sind sicherlich auch nicht alle echt. Viele der Kandidaten haben sich ja auch nicht beworben, sondern wurden von der Redaktion ausgesucht und angeschrieben. Ich kenne sogar ein paar, die dankend abgelehnt haben.

Die Sprüche von Dieter Bohlen sind natürlich auch nicht spontan von ihm, sondern von Gag-Autoren im Vorfeld geschrieben. Und vielleicht haben die Damen der Jury diese Salbe, die – als ich noch in einer TV-Redaktion arbeitete – wir immer benutzten, wenn jemand auf Kommando Tränen der Rührung zeigen sollte. Auf geht’s:

Kandidat Nr. 1: Hassan

Human Touch Story: Er hat mal auf einem Homevideo komisch getanzt, das wurde ein Internet-Hit, darum ist er hier. Ah ja.

Sein Talent: Er kann nicht Tanzen. Hat er ja auch nie behauptet. Aber RTL hat natürlich gefragt, ob er seinen Apachen-Tanz machen kann. Damit man sich nicht nur über Türken, sondern auch über Indianer lustig macht.

Er hüpft auf und ab, nicht was nicht jeder kann, der nicht im Rollstuhl sitzt. Dieter Bohlen fand es lustig, weil es was Neues war. Echt? Was Neues? Beste Samstagabend-Unterhaltung. Warum nochmal hat das Quote? Na, ich schaue ja auch zu.

Kandidat Nr. 2: David Medlini

Human Touch Story: Nix.

sein Talent: Entfesselungskünstler aus Budapest. Natürlich hat der sich auch nicht beworben, sondern wurde gefunden. Und bestimmt bezahlt. Und er lässt sich einfrieren in einen Eisblock, einen Tag vorher. Und dann in der Sendung wieder rausholen. Warum?

Der Poptitan hat übrigens Zweifel. Ich auch. Es wurde ja nicht kontrolliert, ob der 20 Stunden im -30 Grad kalten Kühllaster war. Das Eis wäre auch an seinem Gesicht festgefroren und er wäre tot. Ich bin mir fast sicher, die haben den da kurz vorher reingeschweist. Und das Beweis Supertalent-Tuch, dass ihm mitgegeben wurde, das gefroren hätte sein sollen, war auch nicht gefroren.

Kandidatin Nr. 3: Annika Münchgesang

Singt eigene Texte mit und ohne Sinn, kann natürlich nicht singen und ist natürlich auch nur da, damit sie gemobbt werden kann von der Masse und von der Jury mit lustigen Sprüchen bedacht werden kann. Und sie will ihren echten Namen, keinen Künstlernamen. Natürlich heißt sie wirklich Münchgesang. Nie im Leben, hat sich bestimmt auch ein listiger Redakteur ausgedacht.

Der Gag: Sie sagt es sei eine Eigenkomposition, singt aber „Von den blauen Bergen kommen wir“ mit anderem Text. Das ist der Aufhänger. Lustig. Wobei Ballermann-Schlager doch auch nicht schlechter sind.

Und die Motsi bringt das Dummdumm-Publikum dazu, dass alle mitsingen.

Kandidatin Nr. 4: Fabienne

Human Touch Story: War letztes Jahr schon dabei und ist nicht ins Halbfinale gekommen und hat jetzt viel geübt. Das reicht schon als Story? Hm. Ach, jetzt hat sie eine andere Haarfarbe.

ihr Talent: Sie ist 15 Jahre alt und singt. Und Dieter Bohlen sagt, dass sie hübsch sei. Optik 1. Igitt. Warum dürfen eigentlich 15-jährige in Samstag-Abend-Unterhaltungsshows auftreten? Gibt es keinen Jugendschutz für sowas?

Sie singt sehr schön und sauber, aber Bohlen hat sich Kopfhörer aufgesetzt. Damit es schneller, um ist? Ach nee, um so zu tun, als ob er es dann genauer hören kann. Als ob er so gute Ohren hat. Ich bin am Zweifeln, ob die nicht einfach ein komplettes Playback abgespielt haben, so perfekt klang das, so ordentlich abgemischt oder ob sie danach nicht zumindest mit Autotune – wie beim britischen X-factor nachgeholfen haben. Kann ich nicht beurteilen. Aber da Dieter Bohlen sagt, sie würde die Töne nicht richtig treffen, vor allem in der Strophe und es sei nur eine 2- muss da was nachbearbeitet sein oder er hört tatsächlich gar nichts.

Kandidatin Nr. 5: Anita, die stärkste Frau der Welt

Na endlich mal was für mich, aber was passiert, mein Eye-TV fürs Fernsehen am Computer geht kaputt. Das ist aber auch eine Scheiße. Angeblich kann ich da vor und zurückspulen, von wegen, Pustekuchen. Ich habe aber auch ein Pech.

So geht wieder. Sie trägt die beiden Jury-Frauen durch die Gegend und das wird in Zeitlupe gezeigt, während sie vor Anstrengung stöhnt. Komischerweise nicht in Zeitlupe. Ist bestimmt drübergelegt, damit es sexy klingt. Das Stöhnen klingt auch nicht nach Anstrengung, sondern nach Lust. Na mir soll es Recht sein.

Dann verbiegt sie eine Eisenstange mit ihrem Dickschädel, aber Motsi kann das auch. Wohl doch nicht so schwer, alter Zirkustrick. Jetzt stemmt sie noch Männer, mir ist aber die Lust vergangen, weil alles in Super-Zeitlupe läuft und mit dramatischer Musik unterlegt wird. Ohne Zeitlupe wäre die Sendung nur eine halbe Stunde lang und irgendein Schnittredakteur gehört mal ordentlich zurecht gestutzt. Langweilig.
Die Kandidatin hatte natürlich auch nicht das Supertalent gesucht, sondern wurde von der Redaktion kontaktiert. Und schon wieder Zeitlupe. Übel. Ach, Bohlen schafft sie übrigens nicht zu stemmen und es gibt ihm wieder die Möglichkeit überalterte Frauenbilder rauszukotzen und Sprüche gegen starke Frauen zu kloppen.

Kandidat Nr. 6: Irgendjemand, der bei „Schwiegertochter gesucht“ war und damit Cross-Promotion für RTL macht. Selbstverständlich hat das nichts mehr mit Talentwettbewerb zu tun und RTL hat das sicherlich so eingefädelt und ich mache mal eine Pause und lasse ihn unkommentiert.

Kandidat Nr. 7: Ist doch egal, die Fußballerfrau aus der Jury ist sehr hübsch. Das ist doch genug, um einzuschalten.

Der Kandidat ist übrigens ein Beatboxer, mit der Human Touch Story, dass er zu schwer ist, aber das ist egal, der beste Beatboxer bin eh ich, wie man hier sieht.

Leider war der Kandidat echt gut und arbeitet mit einer Loop-Station. Motsi sagt, sie habe so etwas noch nie gesehen. Dieter auch. Na ja, dann haben die wohl die letzten 20 Jahre geschlafen, Beardyman sagt ihr wohl nix.

Kandidat Nr. 8:

Jemand tanzt auf Krücken. Weil das vor Jahren ja mal der Hit im Internet war. Ich bin mir sicher Motsi und Dieter haben so etwas noch nie gesehen oder werden es zumindest sagen. Der Vortrag wird wieder durch viele Zeitlupen unterbrochen. Ich lese nebenbei ein Buch, das kann kein Pupser im Schnittraum versauen. Ich würde gerne mal mit jemand Verantwortlichem reden. Produzieren Scheiße und haben kein Gewissen. Ich kenn da ein Land, das gerade ihren verrückten Diktator verloren hat. Vielleicht wäre das ja was für die Produzenten?

Kandidaten Nr. 9:

Schattentheater. Hat wahrscheinlich noch niemand von der Jury jemals gesehen. Ich habe keine Lust mehr, egal wie gut die auch sind. Ob bei Schattenspielen auch Zeitlupenwiederholungen kommen? Die machen eh nur Pilobolus nach. Wahrscheinlich weil die echten Pilobolus zu teuer waren für RTL. Ach kuck mal, den einen der Tänzer kenne ich sogar. Die wurden wohl tatsächlich zusammengestellt, um günstig den berühmten Clip der US-Tanzgruppe Pilobolus nachzumachen. Krass. Plagiate. billig. schade. Pilobolus tourt übrigens mit ihrer Show „Shadowland“ durch Deutschland und ist eigentlich bekannt durch ihren „Wetten Dass…“-Auftritt. Na sowas.

Kandidat Nr. 10: Lothar macht irgendwas. Ich geh mal kacken.

Hat der jetzt gehüpft und getanzt wie Kandidat Nr. 1? Die Aufmerksamkeitsspanne der RTL-Zuschauer wird aber auch nicht überschätzt. Ach so, er zeiht sich dabei aus. Au weia. Der Schnitt wird allerdings jetzt nur noch eine Frechheit, schlimmer als erste Experimente einer Video-AG an einer Schule in den 80er Jahren, Worte 5 Mal wiederholen, weil es ja so lustig ist, die Produktionsgesellschaft soll mal ihren Praktikanten von den Reglern wegholen.

Ausziehen! Äh, aufhören! Haben sie wieder einen armen Arbeitslosen gefunden, der sich für ein paar Euro und paar Sekunden Aufmerksamkeit vom Publikum erniedrigen und mobben lässt. Irgendwann wird sich einer dieser Kandidaten umbringen (wie bei den Nachmittags-Talkshows in den USA), dann wird das Geschrei groß sein. Hoffentlich muss sich dann jemand mal vor Gericht verantworten.

Kandidat Nr. 11: Ein Typ erzählt, dass er Altenpfleger sei und sich damit über Wasser halte und eigentlich Musiker sei. Na ist doch okay. Und seine Mutter hat Krebs. Deswegen geht er zum Supertalent. Nein! Und die Ärzte konnten ihr kaum helfen und er hat sie überzeugt zu einer Heilerin zu gehen. So, jetzt ist Schluss. Das ist kriminell. Jetzt werden auch noch Scharlatane beworben, na Klasse. Und hiermit breche ich den Versuch mir das noch einmal anzuschauen ab, ich kann nicht mehr, tut mir leid.