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Die ganze Welt ist eine Bühne


Seit Mitte der 90er Jahre, habe ich die Welt der Improvisation für mich entdeckt, ob es Freitags beim „improvisierten Lied“ ist, Live bei Solo-Auftritten oder beim Impro-Theater in der Gruppe. Viele sind vom Impro-Fieber gepackt und spielen meist in kleinen Gruppen zusammen, es sind tausende an der Zahl, von blutjungen Amateuren bis hin zu alten Profis. Es gibt jedoch eine Gruppe, die sich durch ihre Einzigartigkeit von allen anderen Schauspielern absetzt:

Improv Everywhere.

Die New Yorker Gruppe spielt nämlich unter dem Motto „We cause scenes“ nicht auf Bühnen, sondern kreiert Ereignisse im öffentlichen Raum. Diese Ereignisse, von Improv Everywhere „Missions“ genannt, werden meist von erfahrenen Improspielern, den „Agents“ durchgeführt. Manchmal gib es allerdings auch Missionen, an denen alle teilnehmen dürfen, Impro Everywhere hat mittlerweile eine so große Fanbase, dass selbst in Köln sich hunderte Leute zusammengefunden zu haben, um einen Streich der New Yorker zu unterstützen.

Die Aktionen sind weder politisch, noch frech und gemein. Schadenfreude spielt nie eine Rolle, sondern das einzige und erklärte Ziel ist, dafür zu sorgen, dass es allen besser geht. Ein Lächeln auf die Gesichter zu zaubern und eventuell zufällig ausgewählten Menschen eine ganze besondere Freude zu bereiten. Bei so viel fast unanständig gutem Willen, mischt sich beim Betrachten das Gelächter fast mit Freudentränen.

Wie hier, als Improv Everywhere einfach mal einen Hochzeitsempfang organisierte, für das nächste Paar, dass zufällig aus dem Standesamt schritt:



Zu ihren bekanntesten Streichen gehört das Synchronschwimmen-Ballett in einem Springbrunnen, das stundenlange Wiederholen einer 5-minütigen Sequenz in einem Starbucks, das Entern eines „Best Buy“-Ladens mit 80-Darstellern, alle in hellblauen Hemden und Khaki-Hosen, die andere Kunden berieten – die Uniform der echten „Best Buy“-Bediensteten besteht aus ebendiesem. Allerdings riefen die Ladenbesitzer die Polizei, doch die Polizei sagte, man könne nichts tun, da es ja nicht verboten sei Hemden und Hosen zu tragen.

Am weltweiten „No Pants“-Day werden allerdings keine Hosen getragen.

Da ist jeder aufgefordert, ohne Hosen in die U-Bahn zu steigen, als ob man sie vergessen habe. Dies findet jedes Jahr mit immer mehr Anhängern statt. Eines Jahres wurden 8 Agenten daraufhin verhaftet und wegen „disorderly conduct“ angeklagt. Der Richter sprach sie allerdings frei, da er nicht wusste, was daran schlimm sein solle, Menschen zum Lachen zu bringen.

Manche Streiche sind in ihrer Einfachheit genial und zeigen dennoch die Großartigkeit der Menschlichkeit. „Rob“ möchte einfach nur allen ein „High Five“ geben:

Im nächsten Video sind die Agenten einfach mal an den Flughafen gefahren, um ankommende Reisende zu begrüßen. Sie bereiteten Luftballons vor, ein großes „Welcome Back!“ – Zeichen und Plakate auf die sie schnell die Namen schrieben (die sie sich vom Limo- oder Hotel-Service abschauten). Einfach mal nett zu Fremden sein, ich könnte Jubeln vor kindischer Freude:

Wenn die Schauspieler ein Musical aufführen, muss das natürlich unerwartet in einem Einkaufszentrum sein:

ich glaube, Improv Everywhere ist auch Erfinder des „Frozen Grand Central“, das in zahlreichen Flashmobs Nachahmer gefunden hat:


Diese Gruppe zelebriert das Großartigste, was ich je gesehen habe.

Wo ist der verdammte Stromstecker hin?




Text und Musik sind im Moment der Aufnahme komplett improvisiert. Hier der nachträglich abgetippte Text:

Wo ist der verdammte Stromstecker hin?

Ich kann Euch sagen, dass ich tierisch beschissene Laune habe;
und wenn ich mir stelle diese eine Frage
flipp‘ ich aus:

Wo ist der verdammte Stromstecker von dem blöden Drumcomputer hin?
Ich weiß es nicht, aber das ist der Grund, warum ich so verdammt verärgert bin!
Es kann doch nicht angehen, dass Stromadapter in einer 30qm-Zimmer-Wohnung einfach sich in Luft auflösen,
so daß ich jetzt ohne Schlagzeug spielen muss und noch mal in den Elektroladen düsen –

verdammte Scheiße, verdammte Scheiße,
immer geht der ganze Tag ‚rum, weil man etwas sucht!
verdammte Scheiße, verdammte Scheiße,
diese ewige Sucherei sei doch verflucht!

Irgendwann hat man nicht mal mehr Zeit in den 24 Stunden des Tages einen Kaffee zu trinken, weil man das Kaffeepulver nicht mehr findet!
Es macht mich wahnsinnig!

Und was mach ich jetzt ohne Schlagzeug, soll ich etwa *beatbox* die ganze Zeit machen?
dann kann ich doch währenddessen nicht singen! *schreit* yeah, yeah, yeah!

Jetzt versteh‘ ich auch die Heavy Metal – Rocker, warum sie die ganze Zeit so rumschreien,
wahrscheinlich, weil sie gerade mal wieder ein Stromkabel verloren haben und zwar das von der elektrischen Gitarre! YEEEEAAHHHH! *hust*

Wo ist der verdammte Stromstecker – Downloadlink als mp3 (1.7MB)

Mein Klavier hat jetzt Sonnenschein

Das improvisierte Lied am Freitag. Text und Musik sind im Moment der Aufnahme komplett improvisiert.

Wer es lieber hören und nicht sehen will, hier:

[audio:https://uiuiuiuiuiuiui.de/wp-content/uploads/2009/04/klaviersonnenschein.mp3|titles=Mein Klavier hat jetzt Sonnenschein]

Und hier noch der Text zum Mitsingen:

Jetzt hab‘ ich mein Zimmer ein wenig umgeräumt,
und hab‘ dabei auch nicht versäumt
das Klavier ein wenig mehr ans Fenster zu stellen,
damit es sich an der Sonne auch freut und um das Bild ein wenig aufzuhellen.

Dabei hab‘ ich vergessen, das Licht von hinten nicht gut ist
für mein Gesicht zu zeigen; die Kamera findet das nicht
gut, oh, jetzt war alles umsonst, man kann meine Mimik gar nicht mehr seh’n
Oh, das macht nichts, ich beweg mich deswegen nicht, ja so kann’s geh’n.

Mein Klavier kriegt jetzt Sonnenschein, doch auf dem Bildschirm ist’s dunkel.
Mein Klavier kriegt jetzt Sonnenschein und ist nicht mehr allein.
Mein Klavier kriegt jetzt Sonnenschein
Mein Klavier kriegt jetzt Sonnenschein

mein Klavier
mein Klavier
mein Klavier
mein Klavier
mein Klavier
mein Klavier
mein Klavier
mein Klavier
mein Klavier
mein Klavier

Habt ihr schon mal versucht, in ’ner anderen Tonart zu singen, als ihr das Klavier spielt.
In einer ganz anderen Tonart als auf dem Klavier, das ist tierisch schwer
und dann auch noch ein – einen Text zu singen, der Sinn macht,
nein das geht gar nicht, denn man muss ständig dagegen steuern,
denn automatisch will man in der richtigen Tonart singen,
tja, das ist ein Problem.

Doch mein Klavier hat jetzt Sonnenschein
es ist jetzt nicht mehr so allein
schnibababau, mein Klavier hat jetzt Sonnenschein und Euch
und darüber es sich tierisch freut.

Dieser Reim war
unsauber
ich geh‘ jetzt duschen, tschüss.

Ich würd‘ so gerne Gitarre spielen können


Sowohl Musik und Text wurden im Moment der Aufnahme improvisiert. Hier das Texttranskript zum mitsingen:

Ich würd‘ so gerne Gitarre spielen können,
doch ich spiel‘ nur Klavier.
Gitarristen können ihr Gerät überall hinnehmen,
doch meins ist zu groß, drum bleibt es hier.

Gitarristen können mit einfachem Geschrammel Frauen, Mädels, Girls und Babes beeindrucken.
Pianisten müssen leider immer ganz kompliziert auf die Tasten drücken.
Die Gitarristen können mich einfach mal am Arsch lecken.
Sie sind nämlich die, die backstage mit den Groupies ficken.

Gitarre ist ein Instrument, dass ich einfach nicht kann,
also lass ich’s einfach besser, hör ich auf, na dann.

Ich würd‘ so gerne Gitarre spielen können – Downloadlink für mp3

NEU: Ich würd‘ so gerne Gitarre spielen können – Download als .mov (19,3 MB)

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