Liebe Bahn,

warum soll ich ausgerechnet jetzt an Ihrer BahnCard-Umfrage teilnehmen?

Ich habe eine E-Mail bekommen mit einer Einladung, als ob ich die außergewöhnliche Ehre hätte, an einer Umfrage teilzunehmen. Als ob es dafür keinen schlechter gewählten Zeitpunkt gibt.

Aber eins nach dem anderen, solche Einladungen sich mal kurz ein paar Minuten Zeit zu nehmen, um an einer Umfrage für eine Firma teilzunehmen, bekommt man ja ab und an. Die Firma will damit angeblich ihren Service verbessern. Nur nützt die Umfrage dem einzelnen Teilnehmer natürlich gar nichts, sondern im Endeffekt nur der Firma. Daher locken diese Firmen meist mit einer Kleinigkeit, die man für das ausfüllen der Umfrage bekommt, zum Beispiel die Teilnahme an einer Verlosung, oder – das wäre für die Bahn passend – mit ein paar bahnbonus oder bahncomfort-Punkten.

Aber in Ihrer Mail – nichts dergleichen:

„Sehr geehrter Herr Wolff,

als BahnCard-Inhaber profitieren Sie von zahlreichen Leistungen und Services.“

Na ja. Also mir gleich mal als allererstes einen Vorwurf zu machen, ist nicht gerade nett. Ich bin ja so dankbar ihr Bahncard-Angebot nutzen zu dürfen, ich fühle mich auch sehr schuldig, dass ich einfach so ihr Angebot nutze und dafür auch noch bezahle – und mich dann immer wieder ärgere über die vielen Sonderangebote, die dann das Fahren ohne BahnCard doch günstiger machen, als das fahren mit der Bahncard50, die mir ja eigentlich den halben Preis verspricht.

Aber wir hatten ja vor Jahren schon diesen netten Briefwechsel.

„Gerne möchten wir heute von Ihnen wissen, welche der Vorteile rund um die BahnCard Sie bereits kennen, wie sie Ihnen gefallen und was wir noch verbessern können.“

Natürlich möchten sie das wissen, ich mache mich sofort heute an die Antwort. Zu Befehl!

„Deshalb möchten wir Sie herzlich bitten, uns ca. 15-20 Minuten Ihrer Zeit zu schenken und an unserer Online-Umfrage teilzunehmen.“

15 bis 20 Minuten? Also das ist jetzt echt übertrieben. Übrigens, 15 bis 20 Minuten in echter Zeit oder in Deutscher Bahn Zeit?

„Dank Ihrer Einschätzung können wir in Zukunft noch gezielter auf Ihre Wünsche eingehen und Sie mit verbesserten Leistungen überzeugen.“

Echt jetzt? Das liegt an mir? Was bekomme ich denn dafür?

„Die Teilnahme ist selbstverständlich freiwillig.“

Ach so, das ist ja ein Ding, das man das extra erwähnen muss. Was bekomme ich denn nun dafür?

„Mit freundlichen Grüßen
Ihre

Bettina Marchl
Leiterin Kundenbindung“

Nichts? Verdammt. Leiterin Kundenbindung – wo haben Sie ihren Job gelernt? Kundenbindung ist natürlich auch ein Scherz, es gibt ja keine Konkurrenz-Eisenbahn, zu der mal wechseln könnte, wie den Stromversorger oder den Mobilfunk-Anbieter.

Also ich verzichte auf die Umfrage, wir könnten aber einen Deal ausmachen, wenn Sie mal 15-20 Minuten für eine Umfrage meinerseits haben, können Sie sich ja wieder melden.

Auch schauen: Hier erfahrt ihr Alles über die Deutsche Bahn