Monat: Oktober 2008 (Page 2 of 4)

Wie man sich die Hände abtrocknet

Nach dem Essen soll man sich ja stets die Hände waschen. Die Hygienevorschriften an Bord sind hier sehr streng. Also steht am Ausgang der Crewmesse ein kleines Waschbecken, Hände rein, durch die Lichtschranke wir der Wasserhahn ausgelöst, fertig.

Einmal griff ich danach zu dem Spender mit den Papiertüchern zum abdrücken, hatte dann aber gleich einen ganzen Stapel Tücher in der Hand. Da ich die unmöglich wieder in den Spender hinein drücken konnte, wollte ich sie oben auf den Spender legen. Dabei fiel mir allerdings der größte Teil des Stapels in das Waschbecken.

Also griff ich danach. Natürlich ging sofort das Wasser an – wegen der Lichtschranke. Ich konnte nur noch den riesigen nassen Kloß in die Papiertonne schmeißen und hoffen, dass mich nicht all zu viele gesehen haben.

Die ultimative Charts-Show mit Marcel Reich-Ranicki

Wie bereits berichtet, wollte ich mir nicht die Sendung „Thomas Gottschalk und Marcel Reich-Ranicki werden Freunde“ anschauen. Stattdessen schaute ich mir RTL an, die von sich ja meinen, ein gutes Fernsehprogramm zu machen. Hier mein Bericht:

Da lief zunächst Werbung für den deutschen Comedy-Preis. Dabei dachte ich, dass das doch die Veranstaltung letzte Woche war, bei der sich Ranicki so aufgeregt hat. War es nicht? Dann kam Werbung für die Comedy-Show „Bauer sucht Frau“ und für die Comedy-Show „Ab durch die Wand“, Untertitel „die verrückteste Show aller Zeiten“. Moderiert von Dirk Bach und seiner Frau. Allerdings wurde die letzte Show der beiden, „die Show bei der alles passieren kann“ (Originaltitel auf alle Zeiten entfallen), doch auch als die verrückteste Show aller Zeiten bezeichnet. Oder irre ich mich? Jedenfalls konnte da tatsächlich alles passieren, die Show wurde nach einer Folge abgesetzt. Verrückt oder?

Das Programm ging wieder los, Oliver Geissen mit der „ultimativen Chart Show“ Folge 17248. Diesmal: „Familienbande“ (Titel von mir erdacht und für gut befunden), also Bands, die aus Familienmitgliedern bestehen. Platz 11: die Kelly-Family. Und die üblichen verdächtigen, die ihren Senf dazu geben – also die, die eigentlich nichts mehr zu melden haben.

Wäre es nicht viel interessanter, die beiden Sendungen zu kombinieren? Was wäre, wenn Marcel Reich-Ranicki zu den Bands seinen Senf dazu geben würde?
Es folgt ein Auftritt von Angelo Kelly, wie er versucht, etwas Klavier zu spielen. Das gibt mir die Gelegenheit, mal schnell umzuschalten, und zu schauen, was der Kritiker dazu sagt: „Na ja, gut, na also. Es gibt Sachen, die man zeigen kann.“

Ach. Für solche Weisheiten brauchen wir die Intellektuellen. Wenn es regnet wird man nass. Aber er hat ja Recht, es gibt tatsächlich Sachen, die man zeigen kann. Brüste zum Beispiel. Aber doch nicht die Kellys.

Daraufhin holt Oliver Geissen noch Joey Kelly dazu, der erzählt, wie sie damals im Hausboot Millionen Mark in Münzen bunkerten, als Ballast, weil das Boot tiefer liegen musste – was übrigens völliger Quatsch ist, kann ich mal aus meiner Schiffserfahrung behaupten. Oliver Geissen macht daraufhin den einzigen guten Witz des Abends und sagt, dass es dann ja gut war, dass sie nicht in einem Heißluftballon wohnten.

Die Studiokulisse ist Brauntönen gehalten, die Gesichter der Gäste sind auch schön braunbeige geschminkt, die Klamotten der Gäste sind ebenfalls meist braun. Genauso wie alles bei Kerner braungolden ist und bei Stefan Raab braungelb, sieht es nach 70er-Jahren aus, wie zur Zeit überall im TV. Eigentlich braucht man bei so wenig Farbabwechslung keinen Farbfernseher, schwarz-weiß ist vollkommen ausreichend, man kann ja eine Nylonstrumpfhose davor spannen, dann hat man den gleichen Effekt.

So, die nächste Werbepause ist zu Ende und ich erfahre noch kurz, dass ich in den Nachrichten um Mitternacht erfahren werde, in welcher Schwulenbar und mit wem sich Jörg Haider zum Trinken vor seinem Tod traf.

Es geht weiter mit Platz 10 – Jan und irgendjemand Kljwelk (Keine Ahnung, wie die wirklich hießen – als ob ich wirklich aufmerksam sei). Wie jetzt – die haben die Kelly-Family geschlagen? Welche Kriterien werden eigentlich bei dieser Show angelegt?

Platz 9, die Kinks mit „Lola“ – „die Kinks hat man gehört, wenn man besonders abgefahren war“ sagt irgendwer – aha. Mal kurz rüber zu Ranicki, was sagt er dazu? Er sagt: „Wollen wir mal sehen, ob die Gegenrede irgendwas bewegen wird.“ – Huch, die Stunde Gespräch mit den nicht anwesenden Fernseh-Intendanten ist schon vorbei? Das war ja nur eine halbe Stunde? Na immerhin kann ich jetzt das unsägliche RTL wieder abschalten.

Marcel Reich-Ranicki und Thomas Gottschalk retten das Fernsehen

Heute Abend findet ja die Debatte von der ganz Deutschland spricht statt. Ich werde mir das ganze nicht anschauen. Wozu auch? Die beiden diskutieren übers Fernsehen? Im Fernsehen? Das ist ja wie bloggen über Blogs. Und in den Berichten danach, wird dann im Fernsehen darüber diskutiert, wie im Fernsehen über Fernsehen diskutiert wird?

Brauche ich nicht, braucht niemand. Vor allen Dingen hieß es doch, dass eine Diskussion mit den Intendanten, den Senderchefs stattfinden würde. Ranicki gegen die TV-Bosse. Die TV-Bosse kommen allerdings nicht, nur der Moderator Thomas Gottschalk ist da. Ja, wie – das ist doch dann keine Diskussion? da kann Ranicki auch einfach eine Rede halten, was sowohl interessanter, lehrreicher als auch unterhaltsamer wäre – und übrigens beim Fernsehpreis auch war, bevor da eine langbeinige Blondlocke einschreitet und aus dem Hut gezauberte Vorschläge zur Güte zaubert, um die Rede des Kritikers zu beenden.

Und Gottschalk wird nun heute Abend das deutsche Fernsehprogramm verteidigen? Gottschalk? Und was kommt als nächstes, Bushido verteidigt den Buchhandel, Mario Barth den deutschen Humor, Bild den Journalismus und Daniel Küblböck die Qualität der aktuellen Musikproduktionen? Land und Leute?

Übrigens, wo war denn bei der Preisverleihung der Skandal? Ich sah überhaupt keinen Eklat. Ranicki geht hin und sagt, wie scheiße das TV-Programm ist. Gott, da wäre jetzt von alleine niemand drauf gekommen. Ohne scheiß, was erwartet man, dass er sich für den Preis bedankt und den Müll im TV lobt? Wenn irgendjemand sagt, dass die deutsche Musikindustrie in den letzten 10 Jahren nur Müll produziert hat, dann werden auch nur ein paar Schlagersänger und Dieter Bohlen Einspruch erheben. Wenn jemand schreibt, dass die meisten Blogs stinkelangweilig zu lesen sind, kommt als Kommentar auch nur „alt.“

Und sowieso, der Typ ist Kritiker von Beruf. Ein Kritiker, der nicht kritisiert, hat den Beruf verfehlt. Reich-Ranicki hat genau den Erwartungen entsprechend gehandelt, alles andere wäre ein Skandal, sonst nichts. Der eigentliche Skandal ist ja, dass nicht jeder möglichst oft darauf hinweist, wie Hirnlos das Fernsehen ist, sondern dass es einen wie Marcel Reich-Ranicki braucht, um das auszusprechen.

Ich wusste ja nicht, dass er das nur tat, um auch mal wieder eine Sendung im TV zu haben, aber das Ergebnis muss ich mir nicht anschauen. Es ändert ja nichts, es wird kurz darüber berichtet und bald ist alles vergessen und die Gerichtsshows und die Casting-Mobbing-Shows laufen immer noch.

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