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Reiseberichte: Köln – Leuven, 14. Oktober 2005, 19:16 Uhr

Unglaublich, wenn man lange genug vorher bucht und sich an den Zug binden lässt, kostet eine Reise nach Belgien und zurück sagenhafte 30 Euro. Das ist genauso viel, wie zweimal Köln-Düsseldorf. Und da ich auch lange im Voraus mir eine Platzreservierung geholt hatte, gab es für mich auch einen ganz exklusiven Platz. Bei den neuen ICEs ist nämlich ein kleines Abteil mit 10 Sitzplätzen direkt hinter dem Fahrer, so dass man im Hochgeschwindigkeitsflash nach vorne alles vorbeifliegen sehen kann. Das ist wie das Nachtprogramm der ARD mit den „schönsten Bahnstrecken Deutschlands“ auf Speed. Es ist wie Achterbahnfahren ohne Gurt. Es ist wie … an den Zug gebunden sein. Auf jeden Fall ist es aufregend und ich hielt mich am Stuhl fest, obwohl ich doch eigentlich ein Nickerchen halten wollte, aber daran war nicht zu denken.

Es gibt noch etwas ganz besonderes in diesen hochmodernen Zügen, direkt hinter dem Schaffner befindet sich eine Glasscheibe, durch die wir in seine Kabine blicken. Diese kann sich innerhalb eines Bruchteils einer Sekunde milchig färben, so dass man nicht mehr durchschauen kann. Wie das funktioniert ist mir ein Rätsel, aber gut zu wissen, dass wenn irgendein Schaf oder Todeskandidat auf den Gleisen von dem Zug erfasst wird, man sich auch als Fahrgast ganz vorne nicht die ganze Sauerei ansehen muss. Schade eigentlich.

Nach eineinhalb Stunden kam man dann auch schon in Liege an, dem französischsprachigen Teil von Belgien. 18 Minuten Zeit um herauszufinden, an welches Gleis man für den Anschlusszug nach Leuven muss. Gestaltet sich schwierig, denn das Gleis ist vorher nicht bekannt. Der ICE-Schaffner sagte mir nämlich, dass die Belgier, nicht wie wir, schlaue Bücher hätten, wo die Gleise stünden, sondern dass ich das am Bahnhof herausfinden müsste, das Stünde dran.

Am Bahnhof konnte ich mich nur an der Abfahrtszeit orientieren, denn in Deutschland konnte man mir nicht sagen, was die Endstation des Zuges nach Leuven ist, in Liege wollte die Anzeige mir aber nicht mitteilen, wo die Züge Zwischenstopp machen. Mir scheint da ein Konflikt vorzuliegen zwischen dem flandrischen und französischen Teil Belgiens.

Ich fand jedoch den richtigen Zug. Belgische Bahnhöfe sind übrigens süß. Die Versuchen nicht, wie die deutsche Bahn mehr oder weniger erfolgreich einen auf modern zu machen. Die Schaffner sehen ganz knuddelig alt aus, mit einer Uniform, die auch schon vor hundert Jahren so hätte aussehen können. Schnurrbart inklusive. Die Züge selbst sind auch keine hohe Ingenieurskunst. Aber sie fahren wenigstens.

Die Belgier scheinen auch ein anderes Verhältnis zur Lautstärke haben. Schon die Fahrt nach Liege war anstrengend, weil sich zwei belgische Businesstypen ganz normal im Gang direkt neben mir unterhielten. Allerdings auf 110 Dezibel aus welchem Grund auch immer. Im Zug von Liege nach Leuven schauten zwei belgische Soldaten mit ihrem Notebook einen Film. Sie hatten keine Kopfhörer, aber zum Glück hatte ihr Notebook integrierte Lautsprecher.

Der Film, den sie schauten, war wohl ein lustiger Kung Fu – Film. Allerdings auf französisch synchronisiert. Aber die lustigen Soundeffekte, die Tritte, Schläge und Laserkanonen signalisierten, machten es ziemlich offensichtlich. Als plötzlich lustige Japano-Pop-Musik einsetzte, versagte auch die Synchronisation und der Chor der lustigen KungFu-Charaktere sang mit fiepsigen Stimmen ein happy-peppi-Lied. Der Refrain wiederholte sich so oft, dass ich in auswendig lernen konnte. Was ich dabei feststellte ist, dass zwar schnell gesungen wurde, aber jede Silbe wiederholt wurde, aus welchem Grund auch immer. Vor den beiden letzten Silben einer Zeile wurde immer kurz gestoppt, und die letzte Silbe war im Gegensatz zu allen anderen Silben lang. Es klang dann so:

Dun Dun Eung Eung Chan Chan Gong Gong Wan Tan – Tu Goo
Ung Ung Oi Oi Num Num Tan Ta Ke Chi – Oh Noo
Geung Geung Lin Lin Mao Mao San San Ko Ni – Chi Waa
Yo Ko Ha Ma Neu Neu Lin Lin Kung Fu – Hei Ya!

Das Lied wird noch ein Hit hier, wartet es ab.

Auf der Rückfahrt hatte ich einen längeren Aufenthalt in Liege, denn der deutsche ICE hatte Verspätung. Allerdings wurde mir dann später im Zug mehrfach durch Lautsprecherdurchsagen des Zugführers viersprachig, in perfektem deutsch, englisch, französisch und holländisch mitgeteilt, dass die Belgier schuld seien. Wer auch sonst?

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Bahn fahren in Halle/Saale

In Halle an der Saale ist das Straßenbahn fahren noch günstig. Ein Euro kostet die Fahrt. Tickets kann man an den Verkaufsstellen kaufen, oder an den Fahrkartenautomaten an den einzelnen Stationen.

Allerdings haben nicht alle Stationen einen Fahrkartenautomat. Man kann also in die Bredouille kommen, wenn man sich keine Tickets auf Vorrat gekauft hat – was man nicht wissen kann, wenn man nur ein paar Tage in der Stadt verweilt.

Ich musste zum Bahnhof fahren und der Partei sei Dank hatte die Station wo ich zustieg einen Automaten. Allerdings war dieser kaputt. Meine Begleitung informierte mich, über die tollen Möglichkeiten, die es jetzt gebe. Man könne nämlich auch ein Ticket beim Fahrer kaufen. Das koste dann allerdings € 2,70. Moment, ich solle mehr bezahlen, weil der Fahrkartenautomat der Bahnbetriebe kaputt sei? Mitnichten, man könne sich vom Fahrer eine Bestätigung unterschreiben lassen, dass an der Station kein funktionstüchtiger Automat sei und dann könne man zu den regulären Geschäftsöffnungszeiten bei der Leitstelle vorbeigehen und sich den Differenzbetrag wieder zurückerstatten lassen. Also € 1,70. Ich musste nicht lange überlegen um zu beschließen, dass sich das nicht lohne.

Der Zug kam an und unglaublicherweise hatte dieser einen Fahrkartenautomaten im Zugabteil selbst! Also alle Ärgernisse vergessen, jedoch – dieser Automat war auch kaputt. Nun ging ich zum Fahrer und wies in auf die kaputten Automaten hin und sagte ihm, dass ich jetzt keine € 2,70 zahle, denn ich sei gerade auf dem Weg Halle zu verlassen und habe nicht vor, wegen € 1,70 wiederzukommen. Der Fahrer grummelte irgendwas vor sich hin, ging zum Fahrkartenautomat schaute auf das Automaten-Display von dem ein bekannter blauer Windows-Fehlermeldungs-Bildschirm entgegen sprang, und sagte mit Sachsen-Anhaltinischem Dialekt: „Och, Nu, das ist ja alles in Englisch, wer soll das denn verstehen? Doofe Computer, och nu. Durch den Monsuuun.“

Durch den Monsun sagte er natürlich nicht, aber wir einigten uns darauf, dass ich bei ihm kein Ticket kaufen würde, er mich aber nicht beschützen würde falls Hallorische Fahrkartenkontrolleure ankommen würden.

Sonne, Wäsche und die Deutsche Bahn von 1938 – Teil IV

HIER GEHT ES ZU TEIL 3!

Am nächsten Tag musste ich wieder mit der Bahn fahren. Und zwar diesmal zu einem Auftritt nach Duisburg. Am Kölner Bahnhof stellte ich fest, dass der Zug Verspätung hatte. Aber ich hatte ja – neue Werbeaktion der Bahn – eine kostenlose Reservierung für einen Sitz, also wartete ich geduldig. Ich ging sogar zum so genannten Wagenstandsanzeiger und schaute nach auf welchem Gleisabschnitt mein Wagen halten würde. Wagen 255. Was für eine hemmungslose Übertreibung. Die blöffen. Die wollen doch nur toll erscheinen! Das ist, wie wenn man von einem Hochhaus das Erdgeschoss schon 123. Stock nennt. Der Zug hat niemals 255 Wagen, nein, nein!Der Zug war ziemlich leer, nur im Wagen 255 saß eine ganze Grundschulklasse. Im Grunde genommen habe ich ja nichts gegen Kinder, aber eine lärmende Grundschulklasse ist in einem geschlossenen Abteil akustisch nicht zu ertragen. Da platzt das Trommelfell. Also verzichtete ich auf meinen reservierten Platz, der restliche Zug war ja so gut wie leer, und ich ging ein Abteil weiter und fand einen freien Platz. Natürlich etwas gestresst, weil der Zug Verspätung hatte, ich zum Theater musste, die Nacht vorher nicht gut geschlafen habe, usw. usf.

Kaum saß ich, setzte sich mir gegenüber ein Kleinkind hin. Ohne Eltern weit und breit. „Hallo!“ rief es und grinste mich treudoof an. „Hi.“ sagte ich, lächelte kurz und verstummte. In solchen Situationen wird klar, dass spätestens nach 10 Sekunden des Sich-Anschweigens die peinlichen Momente der Stille für den Erwachsenen viel schlimmer sind, und für das Kind gar nicht existent. Es grinste mich einfach weiter treudoof an. Also schloss ich die Augen und versuchte mich schlafend zu stellen. Als ob das Kind so etwas auch nur im Entferntesten interessieren würde. Trotz meiner geschlossen Augen, fing es an lauthals zu erzählen:

„Kuck mal! Kuck mal, kuck mal!!! Da! Ne Kirche! Kuck mal, Kuck mal! Wasser mit ’nem Boot drauf! Hallo!!!“

Kurz bevor ich dachte, dass das Kind gleich aufspringen und an mir rütteln würde, machte ich die Augen auf. Der Vater des Kindes kam vorbei. „Endlich“ dachte ich. Doch er sagte nur amüsiert zu seinem Kind: „Nanu, wo hast Du Dich denn hingesetzt?“ und ging weiter…

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Sonne, Wäsche und die Deutsche Bahn von 1938 – Teil III

HIER GEHT ES ZU TEIL 2

Als ich dann, kurz nach Mitternacht, in Düsseldorf ankam, stieg ich aus und schaute auf den Fahrplan, um zu sehen, auf welches Gleis ich mich begeben müsse, um den Regionalzug um 0:40 nach Köln zu nehmen. Ich entdeckte, dass in einigen wenigen Minuten zwei ICEs den direkten Weg nach Köln fahren würden! Also fragte ich den Schaffner, der noch dastand noch mal: „Ich habe hier gerade gesehen, dass hier zwei ICE direkt nach Köln fahren, die sind doch viel früher als die Regionalbahn da, warum haben Sie die denn nicht angesagt?“
Schaffner: Das ist richtig, die fahren. Die dürfen Sie aber nicht nehmen.
ich: Warum nicht?
Schaffner: Sie haben nur ein Regionalbahn-Ticket.
Ich: Aber der Zug, für den ich ein Ticket habe, fiel aus!
Schaffner: Das ist egal, Sie können die Regionalbahn in einer Dreiviertel-Stunde nehmen.
Ich: Was spricht denn dagegen, dass ich den ICE nehme?
Schaffner: Sie dürfen den nicht nehmen, Sie dürfen nur mit der Regionalbahn fahren, das geht auf eine Verordnung aus dem Jahre 1938 zurück.

Abgesehen davon, dass es 1938 keine ICEs, geschweige denn die Deutsche Bahn gab, wendete sich der kleine, dicke, hässliche Schaffner in dem Gespräch ständig von mir ab und ging einige Schritte weg von mir. Allerdings folgte ich ihm, nur da er kein Benehmen hat, muss er mir ja nicht mitten im Gespräch abhauen und mich bedröppelt da stehen lassen. Ich erzählte ihm, dass die Gesetze aus dem Nationalsozialismus in diesem Moment vielleicht egal seien und die Bahn eventuell doch auch ein Interesse daran habe, gute Kunden zu haben. Wenn einem gesagt würde, warum der Zug von Krefeld nach Köln ausfallen würde, dann wäre man vielleicht nicht so sauer und man hätte vielleicht Verständnis dafür. Aber, so der Schaffner, warum der Zug ausfallen würde, würde mich nichts angehen. Ich erzählte ihm, als er sich schon wieder aus dem Staub machen wollte, dass ich, wenn ich vorher gewusst hätte, dass der Zug nicht fährt und dass man die direkten Anschlusszüge in Düsseldorf nicht nehmen darf, mir vielleicht eine Alternative überlegt hätte. „Tja, es gäbe aber keine Alternative“ grinste Schills treuester Schüler, als ob er noch nie etwas von Autos gehört hätte. „Ich nehme jetzt einfach den ICE, hindern Sie mich doch dran.“ sagte ich, und ließ nun meinerseits das Arschloch stehen.

Im – fast leeren – ICE pflanzte ich mich auf einen Sitz und wartete darauf, dass die Schaffner ihren Weg durch den Zug machen. Sollen Sie mich doch rausschmeißen, der nächste Halt war sowieso Köln, dachte ich mir. Wenn Sie mir Geld hätten abknöpfen wollen wegen ICE-Zuschlag oder so, hätte ich dann der Bahn einfach eine Rechnung geschrieben. Kurz nach Abfahrt kam der Schaffner des ICE. „Ihre Fahrkarte, bitte!“ – „Ich habe noch keine, ich sehe aber auch nicht ein, warum ich mir noch eine zusätzliche Fahrkarte kaufen soll, denn ich hatte ein Ticket von Krefeld nach Köln mit der Regionalbahn und der Zug fuhr nicht und die haben uns gesagt, wie sollen uns in die Regionalbahn nach Düsseldorf setzen und von dort aus denn kucken, wie wir nach Köln kommen.“ – „Aha, verstehe. Und haben Sie davon noch ein Ticket? Kann ich das mal sehen?“

Ich war schon auf die Auseinandersetzung, die folgen würde gespannt, doch der Kontrolleur nahm einfach das Ticket, knipste es ab und sagte „Schöne Reise noch.“

HIER GEHT ES ZUM LETZTEN TEIL! (4)

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Sonne, Wäsche und die Deutsche Bahn von 1938 – Teil II

HIER GEHT ES ZUM ERSTEN TEIL!

Nach dem Auftritt machte ich mich auf den Heimweg. Am Bahnhof Krefeld erwarb ich ein Regional-Express (früher: Bummelzug) – Ticket für die Bahn um 23:35 nach Köln. Als ich dann, kurz vor der eigentlichen Abfahrt, am Gleis ankam, kam eine Durchsage, dass der Zug heute ausfalle, und dass man stattdessen die an einem anderen Gleis stehende Regionalbahn nach Düsseldorf nehmen solle, und von da aus käme man dann schon irgendwie nach Köln.

Den Schaffner von der Regionalbahn nach Düsseldorf habe ich dann gefragt, warum denn der andere Zug heute nicht fahre und er meinte „Das kann ich Ihnen nicht sagen, dass ist nicht von Belang.“ In diesem Moment fuhr der Regionalexpress nach Köln auf dem anderen Gleis ein. Der Schaffner versicherte mir aber, dass er nicht weiterfahren würde. Ich fragte ihn abermals, warum denn der Zug nicht weiterfahre, er sei doch pünktlich und man habe ja gerade eben gesehen, dass er fahren könne, aber er meinte, das habe die Leitstelle so entschieden und dann frage er nicht nach und mich würde das nichts angehen.

Ein weiterer erzürnter Fahrgast fragte dann nach, wie er denn dann in Düsseldorf weiterfahren solle. Der Schaffner sagte ihm, dass er entweder um 0:30 die S-Bahn nehmen könne, oder um 0:40 ein Regionalbahn, man würde dann 1 Uhr soundso in Köln ankommen. Der erzürnte Fahrgast meinte dann, dass das dann ja eine Verspätung von über einer Stunde sei, da könne man doch wenigstens erwarten, dass die Bahn das Geld der Fahrkarte zurückerstattet, wenn sie nach Lust und Laune einfach Züge aussetze. Der Schaffner korrigierte allerdings: „Nein, dem ist nicht so. Bei Regionalzügen haben wir keine Pflicht, Karten zurückzuerstatten.“ Übersetzt: Wir geben dem Kunden nur das, wozu wir gesetzlich verpflichtet sind, mehr nicht und auf gar keinen Fall, sonst könnte er uns ja noch für nett und sympathisch halten. Der Schaffner wies darauf hin, dass dies auf eine gesetzliche Verordnung aus dem Jahre 1938 zurückging. „Aus der Zeit des Nationalsozialismus!“ wie der erzürnte Fahrgast zynisch bemerkte, „Richtig!“, wie der Schaffner freudig verkündete, als könne die Bahn darauf stolz sein. „Na das müsste man ja mal dem Kölner Express melden, das fände die Bahn bestimmt nicht so toll, wenn der so was veröffentlicht“, hoffte der erzürnte Fahrgast, fast schon sehend, dass der kleine miese Schaffner doch wieder als Gewinner hervorging. Und er hatte Recht, der Schaffner meinte: „Da stand das schon drin, daher weiß ich es ja.“

HIER GEHT ES ZUM DRITTEN TEIL!

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Sonne, Wäsche und die Deutsche Bahn von 1938 – Teil 1

Vor einigen Tagen war es so sonnig, dass ich gleich drei Wäscheladungen wusch und diese auf dem Balkon zum Trocknen aufhängte. Nichts Böses denkend ließ ich sie über Nacht da hängen und wachte am nächsten Morgen auf, nur um festzustellen, dass es über Nacht geregnet hatte. Große Panik – muss ich jetzt alles noch mal Waschen? Kurz mal die Mutter angerufen, die so was wissen muss, schließlich hat sie ja zwei riesige Balkons. Zum Glück gab es Entwarnung, nein, ich müsse die Wäsche nicht noch mal Waschen, Regen sei doch auch nur Wasser, dass trockne doch wieder. Auf meinen Einwand hin, dass der Regen doch sauer sein könnte, reagierte sie gekonnt mit „Aber doch nicht auf Dich, lieber Junge.“ Irgendwelche Chemikalien und Umweltgifte seien nicht zu befürchten, höchstens Blütenpollen können die Klamotten komisch färben. Aber das hat ja schon meine thailändische Fischerhose getan, daher ließ ich alles zum nochmaligen Trocknen hängen und machte mich dann nachmittags bei strahlendem Sonnenschein auf den Weg zum Kölner Bahnhof, wo ich einen Zug zu meinem Auftritt in Krefeld nehmen wollte.

Am Bahnhof verteilten uniformierte Angestellte einer Firma die Zigarillo mit Filter herstellt kostenlose Probepäckchen an Alle, die an Ihnen vorbeigingen. Kinder, Bettler, Rentner, Reisende, Großfamilien – Alle? Fast Alle. Ich ging dreimal langsam und mit großen Gesten an denen vorbei, aber ich bekam kein Geschenk ab. Ich habe diese Eigenschaft bei solchen Aktionen immer unsichtbar zu sein. Man könnte meinen, dass sei auch manchmal von Vorteil, aber leider klappt der Trick nur, wenn etwas verschenkt wird. Bei Unterschriftenaktionen und Mitgliedswerbung von zwielichtigen Tierschutzvereinen, rechtsradikalen Videoringen oder Marktforschungsinstituten mit jährlichem Mitgliedsbeitrag klappt das leider nicht. Die sprechen mich immer an. Fernsehteams, die mir die Chance geben würden meine unglaubliche Intelligenz, meinen Charme und meinen Witz zu tagesaktuellen politischen Umfragen zu präsentieren ignorieren mich hingegen immer.

Als ich dann im Zug nach Krefeld saß, und die Regentropfen an das Abteilfenster prasselten fiel mir ein, dass ich etwas vergessen hatte. Die Wäsche vorsorglich vom Balkon zu nehmen.

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