Na kuck, 12 Uhr, Flughafen Köln-Bonn. Der Papst ist da. Die Frisur hält. Der Rest nicht.

Und da das ja ein aufregender Tag wohl war, habe ich mich bei koeln.de erkundigt, wie es weitergeht:

“ Der Katamaran mit dem Papst wird begleitet von 5 weiteren Booten, die Pilger von fünf Kontinenten tragen.“

Da herrscht also noch strikte Kontinententrennung. Ich kann mir den TV-Kommentar schon vorstellen: „Und hier kommt das Schiff mit den Afrikanern vorbei.“ Mir ist sowieso aufgefallen, dass hier immer groß von jungen Menschen aus aller Welt und Völkerverständigung geredet wird, aber ich habe den Eindruck, hier laufen zwar Grüppchen von Jugendlichen durch die Gegend, aber alle tragen ihre Nationalfahne mit sich herum und bleiben unter sich. Das ist wie bei einem Fußballspiel, wenn da Hooligans aus Spanien und England aufeinander treffen, spricht man ja auch nicht von Völkerverständigung.

Dabei heißt es doch, die Kirche baut Brücken. Diese wurden allerdings gesperrt:

„Die nachfolgend genannten Brücken über den Rhein können heute nur bis spätestens 14 Uhr zu Fuß oder per Rad überquert werden: Zoobrücke, Hohenzollernbrücke, Deutzer Brücke, Severinsbrücke, Südbrücke: ganztägig für Fußgänger und Radfahrer gesperrt, Rodenkirchener Autobahnbrücke.“ (koeln.de)

Für die Nicht-Kölner: das sind alle Brücken. Komplett.

Auch eine schöne Formulierung vom Spiegel:
“ Um 12 Uhr mittags schwebt der Papst auf dem Flughafen in Köln-Bonn ein.“

Und weiter geht’s:

„An der Gangway wurde Benedikt XVI. von Bundespräsident Horst Köhler und Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) empfangen. Auch die Ehefrauen von Köhler und Schröder, Eva Köhler und Doris Schröder-Köpf, waren bei der Begrüßung dabei.“ Die Ehefrau des Papstes blieb allerdings zu Hause. Um sauber zu machen und in der Küche zu arbeiten.

Da hatte ich dann genug gelesen und wollte mir dank des strahlenden Sonnenscheins den Trubel unbedingt mal ansehen und entschloss, die Severinstraße bis hoch zum Dom zu latschen, nicht um den Papst zu sehen, sondern um die Menschen zu sehen, die den Papst sehen wollen. Ich persönlich weiß ja gar nicht, was der ganze Trubel soll, diese Menschenansammlung, diese Begeisterung, nur um einen alten Arsch in einem Auto vorbeifahren zu sehen. Das kann ich auch so haben, ich muss mich nur mal an eine Fußgängerampel stellen, da fahren dann meist mehrere alte Ärsche vorbei. Ein tolles Erlebnis.

Das erste, was ich in der Severinstraße sah, war eine Metzgerei, die mit der Weltjugendtagswurst warb. Und überall Polizeiautos, Krankenwagen und Sirenen. Und man hörte, dass die Blaulichter in einer Melodie herum sirenen: „Ihr Kinderlein kommet…“ hört man wenn man gläubig ist. Gutgläubig.

Mensch, und dann in der Innenstadt hunderttausende junge Menschen. Echt zu doof, dass die alle „sexy“ nicht in ihrem Sprachgebrauch haben. Obwohl, eine hübsche, knackige Katholikin hab ich dann doch gesehen. Aber die hatte ihren Freund dabei, what the fuck? Blöde Katholiken, das.

Wie angekündigt, wollte ich ja alle, die ich mit diesen schrecklichen „BILD, Wir sind Papst!“-Ansteckern sehe, mit einer Wasserpistole erschießen. Ich hatte leider keine dabei. Darum habe ich sie halt bespuckt. Haben es verdient. Von Abfalleimern haben die Katholiken auch noch nichts gehört, die haben ihren ganzen Müll einfach in die Fußgängerzone geschmissen. Und an der nächsten Ampel fuchtelt mir so ein Christ mit seiner Deutschlandfahne vor der Nase herum. Da hab ich dann mit meinem Feuerzeug rumgefuchtelt. Mein Feuerzeug hab ich noch, er hat aber keine Fahne mehr.

Alle Läden in der Innenstadt waren voll mit glücklichen Konsum-Katholiken, nur ein Schuhladen nicht, da lief nämlich durchweg Madonnas „Like A Prayer“ und die Schuhverkäufer lachten und tanzten sich eins ab. Mein neuer Lieblingsladen.

Nachdem ich dann an einem Aufruf „völliger Embryonen Schutz ist Gott lieben“ aufgefallen ist, und ich über die verquere Bedeutung des Satzes lieber nicht nachdenken möchte, denn welche Embryonen hat Maria denn jetzt geschützt, fiel mir eine Werbung vom Kölner Express auf. „Heute mit Papst-Poster“. Kurz darauf fiel mir eine Werbung der BILD auf: „Nur in BILD: das Papst-Poster!“ Ich glaube, ich weiß, wer die höhere Auflage hat, die Lügner, die.

Vom Schiff aus hielt der Papst eine Rede. „Hallo, Jugendliche.“ Besser geht es nicht. Mehr Humor kann man in zwei Wörter doch gar nicht packen. Später am Dom, wollte Kardinal Meisner ein paar Begrüßungsworte sprechen, bevor der Papst selbst redet. Aber die italienischen Jugendlichen waren nicht still mit ihren „Benedetto, Benedetto“-Rufen. Abgesehen davon, dass ich gerne wissen würde, was die italienischen Kindern in die Schulmilch geben, sagte dann kardinal Meisner live auf allen Kanälen zu sehen:

„So. Eins Benedetto, zwei Benedetto, drei, fini!“

und kurz darauf:

„Nochmal. Eins, zwei, drei, fini!“

Au weia. Wie ein schlechter Lehrer versucht er die Autorität über die versammelte Weltjugend zu bekommen. Natürlich klappt das nicht. Und ich sage zu einer Freundin noch, „stell Dir vor der Papst hätte vor der versammelten Welt „Eins, zwei, drei, jetzt rede ich“gesagt, und sie beruhigt mich noch, und sagt mir, dass der das nicht machen würde, denn im Gegenzug zu Meisner sei der ja clever, da ergreift Ratzinger das Mikrofon und sagt tatsächlich:

„Ich mach’s wie der Kardinal, 1, 2, 3“

Da fällt einem auch nichts mehr ein. Später spricht er noch in längen über die unglaubliche Intelligenz der Kölner. Das kann doch nur als Scherz gemeint sein, aber ein zynischer Papst, gibt es so was? Aber man stelle sich vor, die zeigen das auf CNN:

„Dear youth of the world! One, two, three!“

Da hätte dann wenigstens ein Zaubertrick folgen müssen, Hex Hex! Oder ein Wunder, Hallelujah. Aber echt, der Meisner hat 500 Jahre Zeit gehabt, um sich auf so etwas vorzubereiten, und das einzige, was ihm einfällt ist 1, 2, 3. Unglaublich. Später, nachdem der Papst in dem Dom rein ging, wieder raus ging, wieder rein ging und wieder raus ging fuhr er mit dem Papamobil durch die Stadt. Und ich habe dabei Jugendliche „Viva Colonia“ singen hören. Was zuviel ist, ist zuviel.