Schon komisch drei Monate auf einem Schiff zu verbringen und dann auf einmal im eigenen Appartement aufzuwachen. Ich konnte mich an so einen Luxus wie z.B. Kühlschrank oder Fenster oder Bett, in dem man sich ausstrecken kann ohne anzustoßen, gar nicht mehr erinnern.Der Kühlschrank ist allerdings noch leer. Wo gibt es diese Sachen, die man da reinstellt? Ich glaube man nennt sie Lebensmittel. Eine Crewmesse suche ich hier jedenfalls vergeblich. Die letzte Nacht verbrachte ich damit, den Kühlschrank abzutauen. Meine Zwischenmieterin war wohl auch nicht mit der Funktionsweise dieser Dinger vertraut. Zumindest sieht es so aus, als ob sie sich nicht immer im Klaren war, dass die Tür geschlossen sein muss.

Obwohl meine Wohnung noch leer ist, habe ich schon meinen Kellerschlüssel verlegt. Nun ja, dann bleibt sie halt leer. Im Keller steht nämlich mein Kram.

Ich schaue gerade aus meinem Fenster – Wow, ich habe ja einen Balkon! Wozu sind die gut?

Aufstehen ohne Kaffee in der Wohnung ist auch nicht so nett, also machte ich mich auf die Tour die Merowingerstraße um mal einzukaufen, was nötig ist. Und nur so, aus guter Laune, habe ich noch eine Metallsäge für 2 Euro gekauft. So was gab es auf dem Schiff nicht.

Danach dann Schlecker. Zu viel Auswahl, ich fiel schon auf, da ich stundenlang regungslos mit verwirrtem Blick vor den Regalen stand. Konnte mich dann letztendlich doch noch entscheiden, ich weiß aber nicht mehr für was. Und wo ich die Sachen hingelegt habe. Wahrscheinlich neben den Kellerschlüssel.

Deutschland hat sich gewandelt in den 3 Monaten. Alle sind im WM-Fieber. Im Schlecker wurden an die Kinder papierne Deutschland-Fahnen verteilt. Deutschland hat sich gewandelt. Auch Metzgerei Schmidt war schwarz-rot-gold dekoriert.

Trotzdem alles sonniger, man genießt das schöne Wetter. Der Bettler hat mir einen schönen Tag gewünscht und wollte noch nicht mal eine Spende. Da ich es vom Schiff vorschriftsmäßig noch so gewohnt bin, grüße ich fleißig alles und jeden, egal ob zurückgegrüßt wird oder nicht, und weiche allen Passanten aus und warte schön, egal wie ungeschickt oder lahmarschig sie sind.

Obwohl, jetzt gehe ich gleich in den Supermarkt, lange wird die Idylle wohl nicht anhalten.