Sehr geehrte Frau ****,

vielen Dank für Ihren Brief, Zeichen **********************.

Leider bleiben noch einige Fragen offen, und ich hoffe, dass Sie diese mir und allen potentiellen Kunden beantworten können. Was meinen Sie denn mit „im Geschäftsleben üblichen Bedingungen“? Gehört zum üblichen Geschäftsleben denn, Kunden über den Tisch zu ziehen? Ich glaube ja, das rechtfertigt allerdings nicht die Praxis der Bahn, dies auch zu tun. Vor allem mit ihrer Monopolstellung hat sie eine besondere Verantwortung ihren Kunden gegenüber und kann nicht Geschäftspraktiken einsetzen, die so übel und unehrlich sind, wie die von z.B. 9.live.

Dass dem „geweckten Kaufinteresse […] normalerweise eine umfassende Beratung“ erfolgt kann ich nicht nachvollziehen, sie wissen wahrscheinlich selbst, dass mehr als die Hälfte ihrer Mitarbeiter durch das komplizierte Preissystem der Bahn nicht durchblickt. Zahlreiche Medienberichte mit versteckten Tests haben ergeben, dass kaum das günstigste Angebot vorgeschlagen wird, selbst wenn direkt danach gefragt wird. Ich selbst musste meist den Mitarbeitern am Schalter erklären, was günstig ist, nicht umgekehrt. Das führte dazu, dass ich nur noch am Automat oder im Internet Tickets kaufe, aber selbst ihr computergestütztes Preissystem auf bahn.de weiß oft den Ticketpreis nicht. Sie glauben mir nicht? Dann versuchen Sie mal auf bahn.de ein Ticket von Köln nach Paderborn zu kaufen.

Ihre Aussage „Unsere Verkaufsstellen beraten Sie gern über alle Fahrpreisermäßigungen mit ihren sehr unterschiedlichen Benutzungsbedingungen.“ Bringt mich zum Lachen, allerdings nur kurz. Die Verkaufsstelle gar nichts, sondern höchstens die Mitarbeiter und die tun es nicht gerne, sondern hätten lieber Feierabend. Was den konkreten Fall meiner Bahncard angeht, konnten die Mitarbeiter mich nicht über Fahrpreisermäßigungen informieren, denn das Sommer-Spezial war ja von der Bahn noch nicht mal im entferntesten angedacht, als ich die Bahncard gekauft habe. Der Höhepunkt sind aber die „sehr unterschiedlichen Nutzungsbedingungen“ – auf das Chaos sind sie auch noch stolz? Bitte erklären Sie mir, aus welchem Grund die Nutzungsbedingungen so unterschiedlich sind.

Aber es ist schon sehr verstörend, wenn sie extra noch einmal mitteilen müssen, dass der Kunde das letzte Wort hat: „Welche Ermäßigung letztlich in Anspruch genommen wird, entscheiden unsere Kunden selbst.“ Puh, da hab ich noch mal Glück gehabt, dass ich nicht an ein Unternehmen geraten bin, dass mir vorschreiben kann, was ich kaufe. Ach nee, gibt es ja gar nicht. Allerdings scheinen Sie das für außergewöhnlich zu halten, dass ihre Kunden im Endeffekt doch frei Menschen sind.

Jetzt kommen wir aber zum Knackpunkt, denn im Endeffekt haben Sie schon irgendwie Recht: „Ein Rechtsanspruch auf Zahlung der Differenz zu günstigeren Angeboten besteht nicht.“

Aber: Es geht mir nicht darum, was für ein Rechtsanspruch besteht, sondern Sie darauf hinzuweisen, dass Sie zufriedene Kunden wollen und nicht verarschte. Im Endeffekt machen Sie sich damit nämlich ihr eigenes Geschäft kaputt und vor allem die Reputation. Der Arbeitsaufwand, den Sie bis jetzt mit meiner Beschwerde hatten, ist jetzt schon um ein Vielfaches höher, als der ursprünglich von mir geforderte Betrag. Bitte sehen Sie allerdings in Zukunft davon ab, mich in Briefen anzulügen, denn „Es ist uns nicht möglich, Ihrem Wunsch zu entsprechen.“ ist zwar eine oft gebrauchte Floskel, sie entspricht allerdings überhaupt nicht der Wahrheit. Sie können schon, Sie wollen aber nicht.

Aber jetzt fällt mir ein, dass meine Rechnung ja von Anfang an falsch war, denn ich habe ja das günstigere Ticket ohne Bahncard gekauft, deswegen hätte ich nur den Betrag der Bahncard fordern dürfen, nicht aber die Preisdifferenz noch dazu. Allerdings muss ich Ihnen nach meiner Beratung in diesem Brief noch meine Beratungskosten berechnen, Sie hätten sich ja vorher umfassend bei mir nach günstigeren Angeboten erkundigen können.

Daher überweisen Sie bitte € 650,- (600,- Beratung + 50,- Bahncard) auf mein Konto bei der *********** Köln, Kto.-Nr. *******, BLZ ********

Gruß,

Manuel Wolff