Wie man einen Teppich kauft


In Tanger, Marokko, hatte ich kurz Zeit, mir mal die Stadt anzuschauen. Erst mal musste man aus dem Hafen herausfinden, denn da gab es keine Schilder, sondern nur einen Haufen Container, Fischabfälle und leer stehende Häuser, sowie einen Haufen Lkws. Nach zwei Kilometern fand ich allerdings dann doch hinaus und kam an einen Platz mit einigen Cafés und Restaurants. Und einem Typen, der mir in brüchigem Englisch unbedingt die Stadt zeigen wollte. Erst gelang es mir ihn ab zu wimmeln, in dem ich im erzählte, ich wolle eigentlich gar nichts sehen, sondern hätte nur kurz eine halbe Stunde Zeit, da ich an Bord arbeiten müsse – immer ein guter Trick, um Sachen billiger zu bekommen, zu behaupten, man sei Crew.

Ich ging also auf die andere Seite des Marktplatzes, doch da war er wieder da. Man kam also ins Gespräch, er sagte mir, wo ich langgehen müsse, um etwas zu sehen, ich bedankte mich und ging. Er kam mit. Verdammt. Dann fragte er mich nach meinem Namen, er sagte seinen und natürlich musste man sich die Hand schütteln. Zack, hielt er das für einen Deal mich durch den Markt zu führen.

„What your name?“
„Manuel“
„Ah, spanish name. My name, Mustafa.“
„oh – not Mohammed?“
„Mohammed my second name.“

War ja klar. Er meinte er wolle mir ein Berber-Teppichgeschäft zeigen, wo wir kurz rasten können und aus Gastfreundschaft einen Pfefferminztee kostenlos trinken können. Das sei Tradition. Dann saß ich da also in dem Laden und ein anderer brachte mir tatsächlich Tee. Und eine Menge Teppiche, die er vor mir ausbreitete und fragte, wie viele ich denn haben wolle.

Eigentlich keinen, was soll ich mit einem Teppich? Aber die würden sie überall hin schicken, ich müsste sie gar nicht selbst mitnehmen und bezahlen könne ich auch mit Kreditkarte, er würde mit zum Schiff kommen. Ja klar.

Da fiel mir ein, dass ich noch einen Vorleger für meine Balkontür brauche, also fragte ich, ob er auch kleiner Teppiche habe. Er zeigte mir – ehrlich gesagt, echt gut aussehende Seidenteppiche – und fragte direkt, ob ich zwei oder drei von denen kaufen wolle.

„Ähm, eigentlich nur einen“ war die falsche Antwort, denn das konnte er nur als Aussage interpretieren, das ich ganz sicher einen nehmen würde. Als ich dann fragte, was er koste, erklärte er mir, dass ich mich erst im Laden ein Stockwerk tiefer umsehen solle, ob ich noch etwas anderes wolle, dann würde alles zusammengelegt und ein Preis gemacht. Das sei Tradition, das mache man hier so.

Damit war der Teppich praktisch gekauft. Shit. Ich ging runter, schaute mir ein paar Sachen an und sagte, dass ich die nicht wolle, mir gefalle nur der Teppich. Das war natürlich das Signal für den Verkäufer einen hohen Preis anzusetzen, denn so hat er mitbekommen, dass der Teppich mir gefiel.

Er schreib „€ 150,-“ auf einen Zettel, was mich wie der Schlag traf. Ich hätte mit einem Zehntel davon gerechnet. „No, I’m sorry, I can’t buy this. I don’t have € 150,- with me. I only have € 50,- in my pocket.“ – ah shit! Schon wieder Fehler. Ihr könnt Euch denken, dass ich 5 Minuten später mit dem Teppich unterm Arm und € 50,- weniger in der Tasche wieder auf dem Weg zum Schiff war.

Meinen Kollegen an Bord erzählte ich natürlich von alledem nichts, sie glauben noch ich sei ein guter Händler, denn schließlich habe ich ihnen erzählt, dass ich einen Teppich gekauft habe und ihn von € 150,- auf € 50,- herunter gehandelt habe.

Der unfreiwillige Reiseführer wollte dann übrigens auch noch Geld, aber der ging leer aus, ich hatte ja keins mehr.

Beim Gang durch das große Hafengelände-Labyrinth zurück, hielt mich kurz vor dem Schiff ein Polizist oder Hafenwächter, Zollbeamter, was-weiß-ich auf und fragte mich wohin ich wolle.

„to the ship. AIDA“, sagte ich.
„Okay, you have to pay attention“, warnte er mich.
„Why? What happened?“
„There is a guy, down there, who…“

Er redete allerdings nicht weiter, sondern seine Aufmerksamkeit war plötzlich woanders, nämlich bei einem Lastwagen, den er an der Schranke kontrollieren musste. Mich ließ er einfach stehen. Nach einer weile des Wartens, ging ich dann etwas verschreckt zurück zum Schiff. Der macht ja seinen Job als Polizist ganz gut, wa?

1 Comment

  1. Carmen

    Oh je, glaube mir wäre es genauso gegangen. Ich kann ums verrecken nicht handeln.

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