Gastkolumne von Weidler

Sirenen

Ich hab ja wirklich überhaupt keine Ahnung, was die Dinger eigentlich vermitteln sollen.
Muss ich in den Keller?
„Feurio!“ rufen und eine Eimerkette zum nächsten brennenden Haus bilden?
Eine Papiertüte über den Kopf ziehen, einen Bleischurz vor’s Gemächt halten und mich in empryonaler Stellung unter einen Buchenholztisch legen?

In der Grundschule war man da ja Experte, und bei jedem Sirenentuten wurde gefachsimpelt. Einmal bedeutet Hausbrand, zweimal Waldbrand, dreimal Nachbrand und wenn’s nach dem dritten Mal immer noch nicht aufhört, ist’s ein Fliegeralarm und in der Zeit dürften die Flieger auch schon alles abgeworfen, den Heimatflughafen wieder erreicht und die erste Zigarettenpause gemacht haben.

Ich bekomme auch nie mit, wann Sirenenübungen sind. Weil mich der Stadtteil der Zeitung etwa so interessiert wie die Hühneraugen am Fuße meines Nachbarn.

Jetzt ist’s wieder ruhig und nirgends ein etwa nilpferdgroßer metallischer Zylinder an einem Fallschirm, der leise knarrend Richtung Boden taumelt, zu sehen. Nochmal Glück gehabt. Sie haben wohl doch das Nachbardorf angegriffen.

Dazu schrieb Bendix Reinert:
„ich glaube das sirenen einzig und allein dem zweck dienen die allgemeine bevölkerung darauf aufmerksam zu machen das es eine einrichtung gibt die in der not zur stelle ist.
das ist so ähnlich wie wenn man bei kleinen kindern nachts das licht anlässt, obwohl man genau weiss das ein bisschen licht weder monster noch mörder abhält.“