Kategorie: Gedanken vom Pferd (Page 5 of 10)

Gedanken vom Pferd – 42

Gastkolumne von Weidler

Ich hab mir im Saturn-Markt die MP3-Player durchgeguckt. Eigentlich nur, um zu sehn, ob der Zen Micro dort billiger gewesen wäre. Wäre er nicht.
Mir fiel ein klobiges Gerät mit Bildschirm auf und ich schaltete es ein, um zu sehen, was das Ding so kann.
„Das ist das beste, was auf’m Markt ist!“ rief mir ein Typ in weißem Kittel aus 5 Meter Entfernung zu. „Fünfzig Gigabyte Plattenplatz!!“
„Im Saturn wird man beraten?“ sprach eine innere Stimme.
„Trau, schau, wem!“ fügte sie hinzu.
„Mit Farbbildschirm! Die Qualität ist nicht so der Hammer, das brauch noch 10 Johr, bis mir so weit sinn!“. Er strahlte mich erwartungsfreudig an.
„Aha“ sagte ich.

Während der ganzen Zeit versuchte der Kerl, mit viel ausholenderen Bewegungen, als nötig erschienen, diversen technischen Krimskrams in einen Karton einzupacken.
Ein Mann in Anzug, Mantel, Saturn-Schildchen auf der Brust und Stöpsel im Ohr stellte sich neben den Mp3-Berater:„Darf man fragen, wer Sie sind und was Sie hier machen?“

Wusste ich es doch – CIA.

Musik-, Kultur- und Boulevardjournalisten feierten in den letzten Jahren folgende
Bands als

die Retter des Rock’n’Roll (The White Stripes)
die Retter des Rock’n’Roll (Franz Ferdinand)
die Retter des Rock’n’Roll (The Strokes)
die Retter des Rock’n’Roll (Queens of the Stone Age)
die Retter der deutschen Musikindustrie (Wir sind Helden)

Man kann es sich vermutlich nicht aussuchen.

Ein paar besinnliches Lyrics zu Weihnachten.

Mensch: „Danke – für diesen guten Morgen!“
Gott: 🙂
Mensch: „Danke – für diesen neuen Tag!“
Gott: 🙂
Mensch: „Danke, dass ich all meine Sorgen auf dich laden mag!“
Gott: „Ähh. Moment.“

Es gibt einen Punkt in der Unordnungs-Skala, an dem die benötigte Aufräumzeit von einer handlichen halben Stunde zur mehrtägigen Schwerstarbeit explodiert.
Ein einziges Kaugummi-Papier kann zur Überschreitung dieser kritischen Grenze führen.
Ähnlich einem Kristallisationskeim, der unterkühltes Wasser schlagartig und vollständig zu Eis gefrieren lässt, ist es dabei nicht mehr möglich, den alten Zustand durch Entfernen des Papiers wiederherzustellen.

Gedanken vom Pferd – 41

Gastkolumne von Weidler

Von einem offenen Buch sieht man auch nur zwei Seiten.

Kennt ihr diesen „Ich erzähl jetzt was voll krasses (Was häufig gar nicht so krass ist) und betone es so, als wär’s etwas ganz normales, obwohl ich es, wenn es tatsächlich etwas ganz normal wär, nicht so dämlich betonen würde“-Tonfall?

Den sollte man sparsam einsetzen.

„Es war nie wichtig, der erste zu sein, der eine neue Welt entdeckt.
Es war immer nur wichtig, der erste zu sein, der allen davon erzählt.“

(Mein Vater. Aber er wusste selbst nicht, ob das bereits ein berühmtes Zitat war oder ob er gerade eine Sternstunde hatte).

Impressionen aus „Tagungen, Seminare, Vorträge zur Anthroposophischen Medizin“
(Danke an Den Alten Mann für diese herausragende Broschüre):

– Schwarz-Weiß Zeichnen. Therapeutische Gesichtspunkte.

– Stoffe und Kompositionen für Erkrankungen des rheumatischen Formenkreises.

– Organische Erkrankungen und ihre Farben

– Die Lunge – das Tor Zur Erde

– Die plastisch-musikalische Morphologie des Skeletts

– Integrative Misteltherapie – Grundlagenseminar

– Demonstration der „Rhythmischen Einreibungen“ und des
„Junge-Öldispersionsbades“ mit Unterwasserbürstung

Gedanken vom Pferd – 40

Gastkolumne von Weidler

Mein Vater zu meiner Mutter:
„Schmeiss die alten Kaffeefilter nicht immer in den Kompost! Die Regenwürmer sind schon alle ganz hippelig.“

Hätte ich eine Maschine, mit der man die Zeit stoppen kann, wäre ich vermutlich für viele Prüfungen/Klausuren/Termine in meinem Leben besser vorbereitet gewesen, aber dafür auch schon um die 80 Jahre alt.

Gedanken vom Pferd – Modetipps:

Schmale, blutarme Menschen sollten keine schwarzen Rollkragenpullis anziehen.
Es sei denn, sie haben noch eine schwarze Wollmütze auf und schlängeln sich gerade durch Lichtschranken-Netze.

Die Ente ist die Möwe des kleinen Mannes.

Gedanken vom Pferd – 39

Gastkolumne von Weidler

Wenn ich einer historischen Person begegnen möchte, dann der, die das unausgesprochene „h“ hinter Konsonanten erfunden hat. Um ihr den Arsch aufzureißen und sie dann linkszudrehen.

Funktionierende Tipps für Leute, die in Büros bei um die 50 Grad am Computer arbeiten müssen. Damit endlich diese Jammerei aufhört:

-Ziehen Sie nichts an außer Ihrer Unterhose. Gegebenenfalls noch Scheuklappen (Falls Kollegen, die einen ebenso schlimmen Anblick bieten wie Sie, Ihrem Beispiel folgen). In die Unterhose Eiswürfel füllen.

-Lüften bringt nichts, wenn die Luft draußen wärmer ist als die drinnen: Ab 10 Uhr Fenster schließen und Rollos zumachen. Aber Vorsicht: Innenrollos bringen so gut wie nichts, dunkle dabei noch weniger als helle. Beim Hausbau darauf achten.

-Sie haben kaum bis gar keine Haare auf dem Kopf? Freuen Sie sich: Ein nasser Waschlappen auf dem Kopf macht optisch was daher und lässt das überhitzte Hirn wieder rotieren. Bitte beachten: Nicht zu viel erwarten – wenn der Denkapparat bis dato noch niemals Wunderleistungen vollbracht hat, wird er auch jetzt nicht damit anfangen. Lappen alle 10 Minuten wenden.

-Eine Wanne mit Wasser unter dem Schreibtisch ist eine Wohltat für die Füße. Wer Angst vor den vielen Kabeln, Computern und Multisteckdosen drumherum hat, kann sie auch mit feuchtem Kies füllen, muss sich dann allerdings auch als Weichei beschimpfen lassen.

-Ein Wasserzerstäuber aus dem Floristenbedarf ist uns zu diesen Zeiten der beste Freund und Helfer. Vor allem Allergiker sollten darauf achten, dass er vorher nicht mit Insektiziden befüllt war oder noch ist.

So gewappnet werden die warmen Wochen auch die schönsten Wochen in Ihrem Büroalltag. Belächeln Sie die Trottel, die karibische Strände anfliegen und glauben, sie hätten dort mehr Spaß.

Nachtrag:
Die Rechtschreibprüfung unterstreicht „karibische“ und schlägt „akribische“ vor. Nehmen Sie es als Zeichen.

Immer diese reißerischen Astronomie-Redakteure.

Selbst in seriösen Formaten findet man kaum einen Bericht über Singularitäten, der ohne Eyecatcher auskommt, die man sonst eher nur von Deutschlands beliebtester Tageszeitung erwarten würde. „Moloch“, „Appetit“, „verschlingen“, „Verdauung“, „hungrig“ oder „Fressorgie“ sind da ganz beliebte.
Dabei ist ein schwarzes Loch auch nicht tödlicher als ein Papageienkäfig, den man auf einem geländerlosen Balkon im 10. Stock von einem drehbaren Bürostuhl aus reinigt.

Gespräche, die nichts bringen, an denen man sich aber immer gern beteiligt:

-Mac vs. PC
-Hund vs. Katze
-Religion vs. Atheismus
-CDU vs. SPD
-Wie lange man sich schon kennt.

Nachtrag:
Vorgeschlagen wurden desweiteren:
-Drogen vs. keine Drogen (frei nach just_me)
-Internet Explorer vs. Firefox vs. Opera (Simon)
-Mann vs. Frau (Nigel Nofriends)

Wobei Frauen ja wirklich nicht einparken können. Das liegt an den Mammuts.

Gedanken vom Pferd – 38

Gastkolumne von Weidler

Ein Ehepaar vor mir an der Schlange im Edeka. Zusammen etwa 160 Jahre alt, die Rücken gebeugt von den Lasten zweier langer Leben. Ein Ehepaar von der Sorte, die jeder noch nicht verheirateten Frau ein „Hach ist das so schön. Sich in dem Alter noch so lieb zu haben“ entlockt.
Irgendwann bekomme ich folgende Wortfetzen mit.

Sie „Die hat doch von Tute und Bloose kenn Ohnung“
Er „Das stimmt nur se Hälft“

Sie hat den – zugegeben nicht völlig neuen, aber hier doch unerwarteten – Witz nicht mitbekommen und führt nun detailliert aus, warum die unbekannte Dritte keine Ahnung von Tuten und Blasen hat. Er grinst mich an. Ich grinse zurück.

Ich bin doch garantiert der einzige Mensch auf der Erde, der es jeh geschafft hat, sich mit einem Braun-Dreikopf-Trockenrasierer zu schneiden.

„Die klingen wie Placebo. Nur schlechter.“ hat man mir vor kurzem über eine Band aus einem Nachbarort gesagt.
Man erlebt das ja häufig bei lokalen Hobbybands, dass das Publikum die Verhältnismäßigkeiten nicht ganz erkennt. Es sucht statt dessen sofort den Vergleich zu der jeweils größten und bekanntesten Band des Genres.

Das ist in etwa so, als hätte sich jemand einen Nachttisch selbst gezimmert.
Und man würde ihm sagen, er wolle offensichtlich Ikea nachahmen. Nur schlechter.

Nachtrag
Allerdings muss ich zugeben, dass ich mich viel zu gerne an Lästereien über lokale Bands beteilige, als dass ich da den Zeigefinger der Moral erheben dürfte.

„Es zwingt dich ja niemand, es zu lesen“

Ein in Internet-Foren aller Art gern genommenes Gegenargument. Als Reaktion auf jemanden, der die mangelnde Existenzberechtigung eines Beitrages feststellt.

Allerdings kann man das kaum gelten lassen. Schließlich ist das Problem bei den meisten Texten ja gerade, dass man sie erst lesen muss, um zu wissen, dass man sie nicht lesen wollte.

Gedanken vom Pferd – 37

Gastkolumne von Weidler

Das Finanzamt beginnt Briefe mit „Sehr geehrter Steuerzahler“.

Da hat man noch nicht gelesen, um was es überhaupt geht, da möchte man schon in die entsprechende Behörde rennen und Menschen töten.

Ab Donnerstag, dem 4. August, gibt’s bei Lidl einen „ABC-Feuerlöscher“ im Angebot.
Vermutlich für alle Terrorgeängstigten.
Angriffe mit atomaren, biologischen oder chemischen Kampfstoffen sind mit dem
ABC-Feuerlöscher kein Problem mehr.
Einfach auf Atompilz richten, Sicherheitsverplombung entfernen und gezielt in einzelnen Sprühstößen Brandherd bekämpfen. Aber nie ohne Schutzbrille.

Nachtrag
Ich hab mir jetzt schon von mehreren Seiten sagen lassen, dass ich keine Ahnung vom Brandlöschen habe. Das kann natürlich sein.

Auf dem Weg durch den Park gehe ich an drei Jugendlichen vorbei.
Der Größte täppert mit einem Basketball grobmotorisch vor sich hin.
„Ey, isch hann e IQ von zwohunnertsiebzisch!“
Die anderen beiden schenken ihm dafür noch nicht die verdiente Aufmerksamkeit.
„Gehört?? Isch hann e IQ von zwohunnertsiebzisch. Isch hann misch teste losse!“
Nun horchen die anderen beiden endlich auf.
„Was is’n e IQ?“
Dem mit dem Basketball fallen fast die Augen heraus vor Ungläubigkeit
„Du wärschd doch wisse, was e IQ is?“
„Nee. Sa mo! Was is’n das?“
„Ei, das is…“ der Basketballspieler überlegt eine Weile und fasst es schließlich zusammen „..das is wie schlau ma is.“

Gedanken vom Pferd – 36

Gastkolumne von Weidler

Die Gedanken-vom-Pferd All-Time-Favorites-Kinderlieder-Zitate:

Er schlägt sie alle tot!
Er schlägt sie alle tot!
Er schlägt sie alle mia mia mausetot!

Der Hahn ist tot!
Der Hahn ist tot!
Der Hahn ist tot!
Der Hahn ist tot!
Er kann nicht mehr schrein.
KOKODIE KOKODA!
Er kann nicht mehr schrein.
KOKODIE KOKODA!

Das Licht ist aus ich geh nach Haus
RABIMMEL RABAMMEL RABUMM!

Vampire sind wie Japaner.
Alle können Karate.

Nur 100 DM hatte er gekostet. Damals, als man noch Gebrauchtwaren bei Mister Tech kaufen konnte. Von denen die Vorbesitzer vermutlich glaubten, sie (Die Gebrauchtwaren) wären verschrottet worden, weil sie (Die Vorbesitzer) die Reparatur nach dem Kostenvoranschlag über 300 DM nicht durchführen hatten lassen und statt dessen 20 DM für die umweltfreundliche Entsorgung durch Mister Tech bezahlt hatten.

Etwa 8 Jahre hat er überstanden – obwohl er nur die ersten zwei Tage davon richtig funktionierte: Nach diesen fingen die Lautsprecher an, furchtbare Geräusche von sich zu geben, was ich souverän löste, in dem ich die Lautsprecherkabel durchschnitt. Der Ton kam sowieso aus der Stereoanlage.

Damit die Bildröhre ansprang, musste sie knapp 5 Minuten vorglühen, häufig war auch ein kräftiger Klapps als Starthilfe von Nöten.
Gestern ist er dann spektakulär in Flammen aufgegangen. Oder sagen wir – in ein Flämmchen. Und er ist auch nicht wirklich darin aufgegangen. Aber ich will seinen Abgang jetzt nicht weiter schmälern.
Denn ich habe viel Zeit mit ihm verbracht. Mit ihm gelacht, geweint.
Viele schöne Erinnerungen haben uns verbunden.

Machs gut, ich werde dich vermissen.
Möge es dort, wo du nun hingehst, besser sein als hier.

Von spiegel.de:
„New York – Erdbeben, Flutwellen und Wirbelstürme bedrohen nach Einschätzung der Vereinten Nationen die Menschheit in weitaus stärkerem Maß als Terrorismus und Kriege.“

Das freut mich zu hören.
Dann kann ich mich ja beim nächsten Selbstmordanschlag bzw. beim nächsten Krieg der USA gegen irgendwen milde lächelnd zurücklehnen, mir wohl bewusst: Ist ja gar nicht so schlimm.

Nachtrag
Wie viele Opfer hatte eigentlich der kaum bedrohliche zweite Weltkrieg noch mal?
50 Millionen? Mehr? Und der erste? Knapp 10 Millionen?
Wie viele Naturkatastrophen mit 60 Millionen hatten wir im letzten Jahrhundert?
Na kommt schon. 60 Millionen. Keiner bietet mehr?
Oder fallen die beiden gar nicht unter „Terrorismus und Kriege“? Ich mein, die sind schon so lang her, so was kommt bestimmt nie wieder. Wir sind doch alle viel cleverer mittlerweile.

Vielleicht sind mit „Kriege“ auch nur „Kriege weit weit weg in Schurkenstaaten“ gemeint. Und die kommen ja, wie wir wissen, der Menschheit zu Gute.

Nachtrag zum Nachtrag
Nach reiflicher Überlegung habe ich jetzt erkannt, dass ich falsch lag und entschuldige mich für meinen Zynismus. Es ist nämlich ganz anders gemeint. Schließlich gibt es – das wissen wir seit der Grundschule – sowieso zu viele Menschen. Die Überbevölkerung stellt sich als sehr ernstes Problem für die Zukunft dar.
Demnach bedroht etwas um so mehr die Menschheit als Gesamtheit, um so weniger Leute es umbringt.
Dieser durchaus bestechenden Logik nach bedroht ein Kaninchen die Menschheit folglich weitaus mehr als – sagen wir mal – eine Wasserstoffbombe.

Und zwar nicht nur hochhausgroße Killerweltraumkaninchen, wie sie hier in Riegelsberg überall herumrennen. Heh, du lustiger kleiner Kobold, runter von der Tastatur!

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