Man sagt, in Lissabon gäbe es die Linie 28, die die beste Stadtrundfahrt biete, denn sie fahre eine richtig interessante Route in der Stadt und das auch noch im Kreis, so dass man ganz entspannt ein Stündchen in der Bahn verbringen kann. Ideal, wenn man nicht so viel Zeit hat. Die Haltestelle wäre „vom Schiff aus rechts“. Also raus gehen und an der Straße ungefähr einen Kilometer nach rechts gehen. Sagte mir zumindest TV-Operator Fred, der schon öfters in Lissabon gewesen sei.
Der Tontechniker Jonas (Name von der Redaktion geändert, er heißt in Wirklichkeit Jerome) wollte auch mit dieser Linie fahren, aber er und seine Begleitung konnten nicht noch die 5 Minuten warten, die ich noch gebraucht hätte und gingen also kurz vor mir los.
Ich machte mich dann auf den Weg und direkt vor dem Schiff war eine Station. Wie jetzt, ich dachte einen Kilometer rechts? Allerdings leuchtete da groß die 28 und sie käme in 5 Minuten, also wartete ich, bis dann 5 Minuten später – ein Bus kam. Hä? Das kann ja nicht sein, irgendwas ist hier verkehrt. Also ging ich erst einmal die Treppen auf der anderen Seite der Schienen hoch, denn da befand sich auf einem Plateau ein nettes Open-Air-Café, wo ich erst mal nachdenken konnte. Dort sah ich dann auch, wie unten die Linie 28 der Bahn mal vorbei fuhr. Allerdings nicht hielt.
Also rief ich Jonas an:
„Wo ist die Station der 28?“
„Das ist etwas zu laufen, Du musst erst mal hoch zu dem Café“
„Da bin ich schon.“
„Ja dann musst Du links gehen und immer geradeaus.“
„Also noch den Park hoch und dann links?“
„Nein gleich links.“
„Dann geht es ja direkt die Treppen runter, wo ich gerade hergekommen bin.“
„Nein, erst den Park hoch und dann links und dann kommst Du drauf.“
„Gerade hast Du doch gesagt nicht den Park hoch?“
„Doch, den Park hoch, dann links und dann immer geradeaus.“
„Okay, Danke“
„Und dann kommst Du irgendwann auf eine richtig große Straße nach rechts, die gehst Du dann hoch und dann immer geradeaus, dann kommst Du direkt drauf.“
„Aha, wie weit ist denn das?“
„Ungefähr einen Kilometer.“
Also ging ich los. Nach gut einem Kilometer kam eine große Straße nach rechts, die ging ich natürlich hoch. Nach gut einem weiteren Kilometer dachte ich, das kann es doch nicht sein und rief nochmals an.
„Du, hier ist nix. Ich bin die große Straße nach rechts gegangen aber da kommt nix.“
„Nein, nein, Du sollst über die große Straße gehen und immer geradeaus gehen und dann kommt es rechts.“
„Du hast gesagt, ich soll die große Straße nach rechts gehen, Du Depp!“
„Nein, geh über die große Straße, dann ungefähr einen Kilometer geradeaus und dann ist es direkt rechts am großen Platz.“
Also ging ich den Kilometer zurück, ging brav über die große Straße und ging gut einen weiteren Kilometer gerade aus. Ein großer Platz war nirgendwo zu sehen, nur ein kleiner Mini-Platz mit einer total verkommenen blauen Lagerhalle.
Also rief ich nochmal an.
„Sag mal, mit großer Platz, meinst Du einen kleinen Platz? Hier ist ein Platz, hier ist aber keine Straßenbahn!“
„Nein, kein großer Platz, Du gehst rechts und dann kommt irgendwann ein großer Friedhof.“
„Ein Friedhof?“
„Ja.“
„Du hast gesagt ein großer Platz!“
„Na ja, ein Friedhof ist doch groß!“
„Du Arschloch! Und wo muss ich jetzt hin?“
„Keine Ahnung.“
„Danke, Blödmann.“
Und, hast Du den Friedhof dann noch gefunden, damit Du die Stadtrundfahrt machen konntest, oder nicht?
Nö. Und es war auch nicht mehr genug Zeit.
…Umwege erhöhen die Ortskenntnis. Und Rechts ist immer doof.
Ich glaube, ich wäre lieber neben den Schienen der 28 entlang gelaufen. Da muss ja irgendwann mal ein Haltestelle kommen.